Mitternachtssonne

Am Nordkapp hat es nur fast geklappt, da waren ein paar Wolken im Weg.

Am Havøysund war es ein Berg, der genau Richtung Norden war.

Aber jetzt auf Senja hat es geklappt, aber auch nur gerade so. Aber dunkler wird es hier nicht mehr.

Für mich ist es jedes mal wieder beeindruckend und ich kann mich daran nicht satt sehen. Zwei Wochen noch bis zur Sommersonnenwende und danach ist die Sonne Tag für Tag ein bisschen tiefer, bis sie Ende Juli zum ersten mal wieder hinter dem Horizont verschwindet.

Fjellheisen, der Hausberg von Tromsø

Heute hat sich das Wetter wieder von der schönsten Seite gezeigt und einem Ausflug auf den Fjellheisen stand nichts im Weg. Es gibt einen Wanderweg hoch, der nennt sich Sherpatreppe und für Faule, wie mich gibt es eine Seilbahn.

Auf dem Weg nach Oben hat man einen schönen Blick über die Stadt. Die große Brücke nach Tromsø, die Eismeerkathedrale und den Stadtkern. Oben angekommen wirkt alles noch viel kleiner und die Fernsicht und die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind einfach toll.

Von hier Oben sind einige Gleitschirmflieger gestartet. Bei der Sicht und dem Wetter sicher ein Erlebnis. Ich bin noch ein wenig oben herumgewandert.

und auch den Campingplatz und meinen Wohnwagen konnte ich von hier aus sehen. Steht noch alles, also gut.

Die Wege sind alle sehr gut zu gehen und so nach und nach kommen immer mehr Menschen hier hoch. Als ich um kurz nach 9 Uhr am Parkplatz war, hatte ich noch die freie Auswahl, mittlerweile konnte ich sehen, dass es gut voll war und auch schon der erste Bus dabei war seine Gäste auszuladen. Wird also voller hier oben.

Gestern war ich in einem Souvenirladen einem amerikanischen Pärchen über den Weg gelaufen und wir hatten uns über die Shotgläser mit den großen Brüsten amüsiert. Jetzt sind wir uns hier oben wieder über den Weg gelaufen. Sowas aber auch, aber gestern wäre es ziemlich sinnlos gewesen hier hoch zu fahren, denn der Berg war komplett in Wolken.

Bevor also noch mehr Menschen – igitt – hier her kommen und vor allem, weil ich um spätestens 13 Uhr den Campingplatz räumen muss, mache ich mich allmählich wieder auf den Weg nach unten. Natürlich nicht ohne kurze Pause.

Aber dann ging es schon zurück zum Campingplatz. Wohnwagen anhängen, auschecken und weiter nach Senja. Als ich 2019 auf den Lofoten war bin ich auf dem Rückweg nur durch Senja durchgefahren und so viele schöne Ecken gesehen, dass ich mir das unbedingt noch mal genauer anschauen möchte.

Bei der Strecke hatte ich mich gegen den schnellen Weg zur Fähre und für den Weg entlang der Küste entschieden und bin dabei einem Hurtigruten Schiff begegnet. Und dann auch noch der Hinweis auf Steinzeichnungen.

Menschen haben in der Steinzeit Bilder in den harten Granit gekratzt. Das war sicherlich sehr aufwändig und sicher nicht einfach so ein Graffiti mit einem Edding irgendwohin gemalt. Damit man sie besser erkennt, sind sie mit roter Farbe nachgezeichnet.

Entlang der Küste war keine schlechte Idee, nichts als Gegend

aber die Straße ist dafür auch ordentlich holprig. Wellen und Schlaglöcher, so dass es meinen armen Wohnwagen ordentlich durchschüttelt. Hoffentlich sind alle Schränke ordentlich zu – aber das prüfe ich ja jedes mal vor, bevor ich losfahre.

und dann komme ich am Fährhafen an. 14:30 und die nächste Fähre geht um 17 Uhr. Da habe ich ja noch ganz viel Zeit und es sind schon einige vor mir. Also was tun? Eine Suppe kochen, den Wohnwagen auskehren, ein paar lockere Schrauben festziehen – bei Schränken, nicht bei mir und es ist immer noch genug Zeit übrig.

Fotos machen und schauen, wer so in der Warteschlange steht. Ganz viele Wohnmobile und PKWs, aber außer mir kein einziger Wohnwagen. Sowas.

Da müsste die Fähre her kommen…

und irgendwann war sie dann da. Keine von den modernen elektrischen Fähren und auch keine offene, sondern ein richtiges Schiff, bei dem der Bug hochklappt. Und schön einer nach dem anderen reinfahren darf. Das dauert etwas länger, als bei den anderen Fähren, aber ich wichtig ist, dass ich dort hinkomme wo ich hin will.

Als wir ablegen, haben es nicht alle an Bord geschafft. Die Fähre war voll. Die nächste geht um 19 Uhr, zwei Stunden später und die letzte dann um kurz nach zehn. Aber ich war an Bord.

Natürlich gibt es auch einen “Salong”, einen Kaffee und an Deck ganz viel Wind und der Kapitän muss natürlich sehen, was hinter ihm passiert. Rückspiegel am Schiff habe ich so auch noch nicht gesehen.

Senja, da sollte es hin gehen aber erst noch ein Blick zurück auf die Inseln und Inselchen die hinter uns liegen.

In Botnhamn angekommen, dauert das Entladen nicht ganz so lange, wie das Beladen. Ich war in der Reihe, die als erstes raus darf und dann sind es nur noch ein paar Kilometer zum Campingplatz. Zwei Nächte möchte ich bleiben, vielleicht werden auch drei daraus.

Schlechtes Wetter in Tromsø

Bis jetzt hatte ich mit dem Wetter auf meiner Reise richtig Glück. Sonnig, trocken, meistens warm, da war es eigentlich klar, dass es irgendwann mal nicht so sein würde. Heute früh bin ich aufgewacht und habe die Regentropfen an meinen Wohnwagen klopfen hören und irgendwie keine Lust gehabt irgendwas zu unternehmen. Den Tag einfach langsam angehen und irgendwann aufbrechen und dafür habe ich dann doch noch eine ganze Menge gesehen.

Kurzer Ausflug in die Geschichte. Am Nordkapp war schon eine große Dokumentation über die deutschen Kriegsschiffe im 2. Weltkrieg. Die Scharnhorst, die vor dem Nordkapp versenkt wurde und jetzt hier in Tromsø die Tirpitz. Da gibt es eine eigene Gedenkstätte, denn die Tirpitz wurde im flachen Wasser versenkt und konnte von einem Abwrackunternehmen gut verwertet werden und alle Spuren waren beseitigt. Um aber für die gestorbenen Soldaten eine Gedenkstätte zu haben, wurde sie hier errichtet, wo sie gesunken ist.

Die Infotafeln erzählen die Geschichte und warum zwei der drei großen Kriegsschiffe in Norwegen waren. Zum einen um den Nachschub der Alliierten nach Russland zu unterbinden und außerdem, weil in Norwegen die Landung der Alliierten erwartet wurde. Nicht ganz richtig…

Aber jetzt zurück nach Tromsø und natürlich bin ich am auffälligsten Gebäude stehen geblieben, der Eismeerkathedrale.

Sie macht von innen einen sehr gemütlichen Eindruck, ist gut geheizt und ein Ort an dem man gerne bleiben kann.

und natürlich lädt die Architektur wieder zu schwarzweiß Fotos ein…

Die Orgel

und dann die Außenansicht

nachdem mich mein Navi über einige Umwege und einen Fußweg zu einem Parkhaus in Tromsø gelotst hat, habe ich mir nur gedacht, dass die Norweger gut Tunnels graben können. Das Parkhaus ist komplett im Untergrund. Nix für Leute die sich in engen Räumen fürchten, oder die die Maße ihres Autos nicht kennen.

Dann ging es in die Stadt und der Eindruck ist, dass es eine moderne Stadt ist, die aber noch einiges Alte bewahrt hat. Alt ist jetzt nicht so sehr alt. Aber Holzhäuser stehen neben modernen Betonhäusern und die Fußgängerzone wird gerade umgebaut. Wer macht Bitteschön eine Fußbodenheizung in den Bürgersteig?

Die Norweger machen sowas offensichtlich. Und wenn ich mir überlege, dass jetzt noch auf den umliegenden Bergen Schnee liegt, ist das vermutlich keine dumme Idee. Dann rutschen die vielen Touristen, die mit den Kreuzfahrtschiffen und den Hurtigruten ankommen, nicht aus. Und es gibt unheimlich viele Souvenirläden. Alles das, was man sich so unter typisch Norwegisch vorstellt. Aber auch ein paar sinnvolle Sachen, wie dicke Jacken, Pullis und Mützen, für die, die von der Kälter überrascht werden.

Den Polarforschern, über die in dem Museum berichtet, ist das sicher nicht passiert. Es ist sehr spannend zu sehen, wie die Menschen den Norden, die Arktis, Grönland, Svalbard und den Nordpol erforscht haben.

Viele interessante Berichte und Fotografien von vergeblichen und erfolgreichen Versuchen den Nordpol zu erreichen und vom Leben in der Arktis. Von Fallenstellern und Jägern die in der Einsamkeit gelebt haben.

Nicht nur per Schiff und Schlitten, sondern auch per Flugzeug und Zeppelin.

und natürlich darf Roald Amundsen nicht fehlen, dem sind in der Stadt an mehreren Stellen Denkmäler gesetzt…

und auch ein Graffiti, das mir fast am besten gefällt.

Gleich um die Ecke, noch im Hafengebiet war noch das Sjömatfest. Meeresfrüchtefest wo ich mich durch die lokalen Spezialitäten gefuttert habe. Garnelen vom Lyngenfjord, Torrfisk von den Lofoten und natürlich auch mein Abendessen habe ich mir da geholt – Fish and Chips. Wer keinen Fisch mag, wird es hier schwer haben. Ich mag es.

Und dann ging es am Hafen entlang zurück zum Auto und dann an den Campingplatz.

dafür, dass ich eigentlich nix machen wollte

habe ich dann doch ganz schön viel gesehen.

Morgen soll das Wetter besser werden, dann kann ich mit der Seilbahn auf den Fjellheisen hoch.

Durch die Lyngenalpen

Der Blick in der Früh aus dem Wohnwagenfenster war einfach toll. Gestern Abend war es noch bedeckt und heute früh strahlend blauer Himmel.

Ich habe echt überlegt, ob ich einfach noch einen Tag bleibe und die Aussicht genieße, oder ob ich weiter fahre. Nach Tromsø sind es nur 150 km, das wäre eine angenehme, kurze Etappe. Aber erstmal die Aussicht genießen.

Erst mal den Blick gegenüber auf die andere Seite des Fjords und dann der Blick nach Süden.

Aber dann habe ich mich doch entschlossen weiter zu fahren. Bin doch noch so weit von zuhause weg, und der Weg wird nicht kürzer, es sei denn ich entschließe mich zu bleiben. Die übliche Routine bei der Abfahrt. Alle Schubfächer und Schrankfächer kontrollieren, ob alles zu ist. Stützen hochkurbeln, Trittleiter rein, Kupplung anhängen, Stecker anschließen, Bremse lösen und dann geht es los.

Jetzt stehe ich zur Fähre an, vor mir ein kleiner Morelo, der fast so lang ist, wie mein ganzes Gespann. Sowas ist sicher nur noch mit dem LKW Schein zu fahren und auf den teilweise engen Straßen sicher kein Spaß. Der Luxus drinnen ist aber auch nicht ohne. Aber erst mal einen Blick über den Fjord werfen – wo soll es hin.

und dann kommt auch schon die Fähre an. Sie fährt elektrisch, so wie mittlerweile fast alle Fähren in Norwegen. Letztes Jahr habe ich noch gestaunt, jetzt sind sie Normalität. Das Kabel am Ausleger da rechts an der Fähre ist ein Schnelladekabel, dass vermutlich jedes E Auto zum Glühen bringen würde. Aber Fähren brauchen ein wenig mehr Strom.

Obwohl das dieses Jahr meine erste Inlandsfähre ist, hat sich nichts geändert. Die Routine ist die selbe. Auf die Fähre fahren, die Spur zugewiesen bekommen, Auto abstellen und dann erst mal in den “Salong” Der Kaffee ist zwar nicht billig, aber gut und weil es schon Mittag war, ein typisches Reiseessen – Hotdog und Kaffee

Und danach ging es auf Deck, mal schauen, wie der Wind so bläst und die Wellen so sind. Noch ging es, aber bei der zweiten Fähre später war es schon deutlich unruhiger.

Am Himmel ziehen schon allmählich Wolken auf und auch der Wetterbericht ist alles andere als gut. Aber damit hatte ich gerechnet und mich über jeden Sonnenschein gefreut.

Gleich sind wir in Lyngseidet angekommen. Die Lyngen Alpen werden mittig durch einen Fjord fast halbiert. Der Ort ist ein Stück Verbindung zwischen Nord und Süd und die Straße führt genau an diesem Fjord entlang zur nächsten Fähre, um nach Tromsø zu kommen.

Die Wolken hängen schon ziemlich tief und die Temperatur fällt weiter.

Bei der nächsten Fähre hieß es dann noch mal eine halbe Stunde warten und es waren fast die selben da, die auch auf der letzten Fähre waren. Einige französische Wohnmobile, der Service Techniker auf dem Weg nach Tromsø und neu dazu kam der Laster von Postnord. Und dann habe ich auf der Erklärung, wie das mit den Wartespuren funktioniert einen lustigen Fehler entdeckt.

Wolken über Wolken, die immer tiefer hängen und als ich im Tromsø Lodge & Camping angekommen bin, hieß es “ausgebucht” Das ist mir in Norwegen noch nicht passiert. Aber nicht so schnell, nur die Stellplätze mit Stromanschluss sind ausgebucht. Ohne, kann ich gerne noch einen Platz haben. Das ist für mich mittlerweile überhaupt kein Problem mehr. Alles an Elektronik kann ich über USB oder 12V laden. Licht habe ich auch, aber das brauche ich nördlich des Polarkreises gerade nicht. Es bleibt trotz Regenwolken immer noch hell.

Und als ich mich dann am Stellplatz eingerichtet hatte, gekocht und abgespült hatte, hat es angefangen zu Regnen. Schön gleichmäßig und nicht zu stark. Mal schauen, ob das morgen besser wird, wenn ich mir die Stadt anschauen will.

Alta

Erstmal den Tag mit einem Frühstück beginnen. Nicht unbedingt gesund oder wertvoll, aber die Aussicht entschädigt und der Tag kann beginnen.

Unterwegs nach Alta habe ich dann auch den 70. Breitengrad überquert. Es geht tatsächlich südwärts. Und damit ich den Punkt auch nicht verpasse habe ich bei meinem Navi entdeckt, dass es die Koordinaten anzeigt.

Alta wird auch die Stadt des Nordlichts genannt und hat die Nordlicht Kathedrale. Eine moderne Stadt, so hoch oben im Norden. Jung und aufstrebend, denn zur Stadt wurde es erst Anfang des Jahrtausends erhoben.

Beim Bau der Kirche hat es ein paar Verzögerungen gegeben und sogar zwei Grundsteinlegungen. Der erste Plan hat wohl nicht gepasst.

Jetzt bin ich nicht wirklich für Kirchen zu haben, aber dieser Bau ist schon etwas Besonderes. Ganz aus Beton und von außen mit Titan Platten verkleidet.

Innen ist der Beton gut sichtbar und ich finde es sieht richtig gut aus. Interessant an der Baptistenkirche ist auch, dass sie eine symbolische Jakobsleiter im Turm aufgehängt haben.

So, wie das Opernhaus von Oslo ist die Architektur etwas besonderes und in Schwarzweiß wirkt es noch mal ganz anders.

Jetzt aber genug Stadt, es geht weiter, immer weiter nach Süden. Nächstes Ziel ist Tromsø, auch wenn es bis dahin noch einige Kilometer sind.

und wieder ein strahlend blauer Himmel, mit ein paar Wolken und es ist sommerlich warm. Für hier oben im Norden ungewöhnliche 25°C und wieder fahre ich gemütlich mit offenem Fenster und lasse mir die Luft um die Nase wehen.

Auf einmal ein Schild – wir bauen die E6 um und bitten die Einschränkungen zu entschuldigen. Ich denke mir erstmal nix. Ein paar Bagger auf der Straße, schweres Gerät zum Teeren, ein neuer Tunnel und mein Navi ist auf einmal beleidigt. Offroad, bitte wenden. Das ist so neu, dass es noch nicht im Kartenmaterial drin ist. Aber keine größeren Beeinträchtigungen und die Bauarbeiten laufen, was mich im Vergleich zu Deutschland total fasziniert.

Der Himmel zieht ein wenig zu und es ist bedeckt, aber die Aussichten und Plätze zum Pause machen sind trotzdem schön. Unterwegs muss ich ein paar mal ziemlich abbremsen, denn hier sind größere Rentierherden unterwegs, nicht nur ein paar verstreut grasende Tiere.

Im Hintergrund sind die Lyngen Alpen zu sehen. Ein Gebirgszug der ziemlich beeindruckend aussieht und nach jeder Kurve oder jedem Tunnel eine neue Ansicht bietet. Irgendwie toll anzusehen, zum Wandern und Besteigen nicht ganz meins.

Letztlich hat mich der Anblick so fasziniert, dass ich beschlossen habe, hier bleibe ich und bin auf einen Campingplatz. Klein aber fein, nur ein knappes Dutzend Plätze mit Blick auf den Fjord und ein paar in zweiter Reihe. Mit Wohnwagen brauche ich mehr Platz, als ein Wohnmobil, also in die zweite Reihe. Hier finde ich es schön.

noch ein Panorama und man sieht schon wie sich die Wolken sammeln