Höga Kusten

Das ist ein Gebiet in dem die E4 so nahe an der Ostsee führt, dass man sie auch sieht. Meistens fährt man durch Wälder und es macht kaum einen Unterschied, ob mitten durch Schweden, oder an der Küste entlang.

Naja jedenfalls war ich von dem Abschnitt sehr begeistert. Meer, blauer Himmel, ein paar Wölkchen und viel Natur und auf einmal eine echt große Brücke über den Ångemanälven. Älven sind ziemlich breite Flüsse, fast schon ein Strom und ziemlich beeindruckend.

Naja so ist die Ansicht noch nicht so beeindruckend. Kurz hinter der Brücke gibt es einen Parkplatz, an dem etliche Wohnmobile ihre Pause gemacht haben. Ich hab mich dann einfach dazu gestellt und die Aussicht genossen.

Wohlgemerkt, dass ist eine Flussmündung, in die Ostsee…

Mit dem Wetter konnte ich mich so gar nicht beschweren, mein Thermometer im Auto hat den ganzen Tag was von 24 – 27 Grad erzählt. Im Norden muss es nicht unbedingt kalt sein, auch wenn ich damit gerechnet habe.

Und so ging es weiter, Kilometer um Kilometer. Und ich muss mich ranhalten, denn bis dorthin, wo ich hin möchte ist es noch ein weiter Weg.

Luleå Gammelstad

Also, das soll jetzt keine Beleidigung sein. So heißt Alt Luleå tatsächlich. Ein kleiner Ort am Rande der Großstadt und wenn man den Reiseführern glauben darf ein absolutes “must see”. Also bin ich von meinem Übernachtungplatz – einem Hotel mit Campingmöglichkeit aufgebrochen und die 8 km dahin gefahren.

Es gibt neben dem historischen Ort, auch noch ein Freiluftmuseum, wo noch ältere Gebäude zusammengetragen waren, um einen Überblick über Schweden im 18. und 19. Jahrhundert zu geben.

So fing es damals an, ein Telefon für den ganzen Ort und nicht für jeden in der Hosentasche. Und auch die Landwirtschaft war noch sehr wichtig. Gab ja sonst nix.

jetzt aber weiter durch die Altstadt. Viele Häuser scheinen mir nicht bewohnt zu sein, dazu sind sie für heutige Verhältnisse viel zu klein und beengt.

Zentral ist natürlich die Kirche. Damals die erste größere Kirche im Norden und ein Symbol des schwedischen Machtanspruchs hier oben. Menschen gab es noch nicht viele, aber man musste schon was ordentliches haben, um Eindruck zu machen.

Der Kirchturm wurde später neu gebaut, höher, größer, schöner.

und dann weiter durch die Straßen schlendern. Außer mir und ein paar verwirrten Touristen war am Montag Morgen um 9 Uhr noch nix los. Aber ich fand es um so schöner, wenn kaum Menschen unterwegs sind.

Der “Hof des Bürgermeisters” mitten in der Stadt und der ist auch bewohnt und obwohl es mich gereizt hat, in das eine oder andere Fenster reinzuschauen habe ich es nicht gemacht. Wer möchte schon von neugierigen Touristen beobachtet werden. Und wer möchte in einem Ort wohnen, wo vermutlich Tag für Tag viele Menschen zum schauen kommen.

Ich möchte sowas jedenfalls nicht, denn so wie es hier offensichtlich üblich ist, gibt es wenig Gardinen und anderen Sichtschutz.

So war ich dann nach einer guten Stunde durch. Ich hätte gerne noch im Museumsdorf mehr angeschaut, aber der Laden hätte erst gegen 11 Uhr aufgemacht und so lange wollte ich nicht warten. Bis Karesuando sind es noch gut 500 km.

Polarkreis

Nach Alt Luleå bin ich auf der E4 los gefahren, dann weiter auf die E10 und wenn man viel Strecke machen möchte, sind die Europa Straßen klasse. Aber man sieht so wenig vom Land und so habe ich mein Navi überredet Nicht die E Straße weiter zu nutzen und bin irgendwann auf eine dreistellige Landstraße abgebogen.

Das klingt jetzt schlimmer als es tatsächlich war, denn hier im Norden sind die Straßen alle einigermaßen gut und breit ausgebaut, nur eben manche deutlich weniger genutzt. Das ging soweit, dass ich mir gedacht habe “Wow, Rush hour” als mir drei Autos nacheinander entgegengekommen sind.

Nichts als Gegend und das Wasser da im Bild ist kein See, sondern ein echt breiter Fluss. Der Kalixälven. Später würde ich ihn noch überqueren, aber erstmal kam der Polarkreis. Das hatte ich schon mal auf meinen letzten Reisen, aber es ist immer wieder etwas besonderes, zu wissen, dass nördlich die Sonne jetzt dann nicht mehr untergeht und im Winter nicht mehr Aufgeht, für eine gewisse Zeit.

und ich habe auch hier die “Nett hier, aber waren sie schon mal in Baden Württemberg” Aufkleber gefunden. Paul meinte nur, dass die quasi überall zu finden wären. Und natürlich habe ich das obligatorische Selfie auch gemacht. Nein, hier gibts das nicht zu sehen.

Weiter den Fluss entlang und dann auf einmal auf einer Brücke queren, aber was für eine Aussicht. Auf der einen Seite ein Wasserfall und die Menge Wasser war echt beeindruckend. Scheint wohl jetzt am Anfang des Sommers noch genug Schmelzwasser zu kommen.

und auf der anderen Seite fließt der Fluss träge weiter. Aufgewühlt und für Fische und auch Angler ein toller Platz, denn an dem Parkplatz, an dem ich den kurzen Halt eingelegt habe sind etliche Autos und Wohnmobile gestanden und einige haben sich mit Angelausrüstung auf den Weg gemacht.

und auch heute war das Wetter richtig sommerlich schön und warm. Wolken, aber viel Blau am Himmel zu sehen und gut 23 Grad. Wenig Verkehr, schönes Wetter und ein Tempomat, der einem das Leben erleichtert… so laufen die Kilometer.

Die nächste Brücke, der nächste Fluss und wieder schön viel Wasser, aber nirgendwo Überflutungen zu sehen. Scheint also alles normal zu sein.

Karesuando auf schwedischer Seite, Karesvanto auf der Finnischen Seite ist ein Grenzort, aber ich kann außer einem Fluss nichts wirklich begrenzendes erkennen. Alles hier ist Land der Samen und auch die Ortsschilder sind in zwei Sprachen oft mit vielen Ös und Äs. Spannend wenn ich dann ins Stolpern kommen, wenn ich versuche das zu lesen.

Planänderung

Es kommt meistens anders als man es sich ausgedacht hat. So habe ich mir gestern beim Versuch ein richtig gutes Bild zu machen irgendwie was großen Zeh verknackst. War erst nicht so schlimm und am Abend habe ich dann gemerkt, dass ich nicht wirklich gut laufen kann. Also am Campingplatz dann vom Wohnwagen zum Bad eher gehumpelt als gegangen.

Über Nacht wird das bestimmt besser, aber wenn nicht muss auf jeden Fall ein Plan B her. Das was ich die nächsten Tage vor hatte, war den Sanaa zu besteigen und noch ein paar für meine Verhältnisse längere Wanderungen. Plan B wäre was mit mehr Autofahren und weniger laufen.

Am nächsten Morgen war es nicht wirklich besser. Voltaren zur Hilfe, aber Plan B zum Nordkapp sollte es sein. Von Schweden durch den schmalen Streifen Finnland nach Norwegen. Alles Land der Sami, nur mit unterschiedlichen Regierungen.

Bilderbuchwetter und nichts als Gegend und die Straße. Eigentlich nichts besonderes nur die entgegenkommenden LKWs scheinen Tempolimits optional zu sehen und die Straßen sind nicht so breit, dass ich jedesmal etwas ängstlich geschaut habe, dass nix passiert. Und dreimal ist der LKW so nah an mir dran gewesen, dass der Windstoß den Außenspiegel reingeweht hat. Irgendwann wurde es mir zu dumm und bevor mir den jemand abfährt und ich Bruch habe, dann eben ohne.

Diesmal fließt der Fluss nach Norden und wir beide haben die selbe Richtung und es sind beeindruckende Wassermassen. Als ich mich dann Alta nähere, steigt die Straße und es geht durch den Gebirgsrücken, der Skandinavien durchzieht. Und es liegt natürlich noch Schnee.

und die Temperaturen sind seit dem Regen in der Nacht auch um einiges niedriger und es hat nur noch 15 Grad. Also für mich immer noch T-Shirt Wetter, aber schon etwas schattiger, als die flauschigen 25 Grad am Tag zuvor.

Nach Alta geht es weiter nordwärts Richtung Nordkapp. Teile der Strecke werden regelmäßig gesperrt, dann es gibt bereits in Alta ein Hinweisschild und auf der Strecke einige Schlagbäume, wo die Strecke dann dicht gemacht werden kann. Winter ist hier noch mit Schnee, oder so.

Spannend finde ich auch das Gestein, dass wie Platten übereinander geschichtet ist. Fast wie Schiefer, aber ich glaube dass das hier Granit ist, also irgendwie sehr hart. Und dann komme ich dem Nordkapp immer näher.

Das Nordkapp selber ist nicht auf Festland, sondern auf der Insel Magerøya. Und wie kommen die Norweger da hin – natürlich sie graben einen Tunnel unter dem Meer durch. Knapp sieben Kilometer und 231 m tief. 2017 hatte ich sowas schonmal mit meinen Jungs, mit dem selben Wohnwagen, aber einem deutlich schwächeren Auto. Dieses mal also keine Angst oder Panik. Alles entspannt.

Ja hier bin ich ganz schön weit im Norden. 71° nördlicher Breite und das Wetter ist ziemlich ungemütlich. Wer tut sich sowas eigentlich an und fährt hier her? Ich und ganz viele andere. Zum einen weil es etwas besonderes ist – weiter nördlich kommt man in Europa mit dem Auto nicht und weil die Mitternachtssonne lockt.

Der Wetterbericht hat für den Nachmittag und Abend Regen und Wolken angesagt, aber ab Mitternacht soll es klar werden. Da bin ich mal gespannt. Alleine bin ich jedenfalls nicht. Ganz viele stehen hier auf dem Parkplatz und verbringen die Zeit hier. Viele Übernachten, aber es ist ein reges Kommen und Gehen.

Mal noch einen Blick auf die Umgebung werfen. Das Besucherzentrum hat geschlossen, aber das ist nicht weiter schlimm, das schaue ich mir morgen nach dem Aufstehen an und freue mich, dass jetzt erst mal kaum Menschen da sind.

Ob dann um Mitternacht mehr los ist? Ich werde sehen, fotografieren und berichten.

Arschkalt

Was habe ich denn um Mitternacht am Nordkap erwartet? Aber es ist doch bitter kalt und ich bin froh wieder in meinem Wohnwagen zu sein.

Vor einer Stunde war hier noch fast nix los und jetzt ein Haufen Menschen, die die Mitternachtssonne sehen wollen.

Hier am Kap ist es klar, aber weiter im Norden sind Wolken, die den Blick versperren. Trotzdem ist es taghell und es ist irgendwie besonders, zu wissen, dass die Sonne jetzt im Norden ist und noch über dem Horizont steht.

noch ein paar Eindrücke, wie es so aussieht

Gute Nacht