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Baum, Baum, Baum

So, oder ähnlich könnte ich die letzten zwei Tage beschreiben. Die Wälder erstrecken sich bis zum Horizont. Ganz oft sind Seen dazwischen und natürlich Steine und Berge. Und natürlich ganz wichtig – Moskitos. Davon gibt es mehr als Bäume, viel mehr. Beim Abbau des Wohnwagens sind die immer wieder angekommen. Verscheuchen war sinnlos. Ein Dutzend weg, zwei neue Dutzend wieder da.

Gegend

Also trete ich die Flucht nach Süden an. Als ich hier bei Mora am Campingplatz erwähnt habe, wo ich herkomme, hieß es: “Das ist doch nicht mehr Schweden, das ist fast Finnland.” Also wenn Finnland auch so ist…

Gegend mit Rentieren

Als mir auf einmal ein Auto wild blinkend mit Lichthupe entgegenkommt, wusste ich zunächst nicht, was das soll, bin aber vorsichtshalber mal langsamer gefahren. Gut so, denn da bin ich den Rentieren das einzige mal in freier Wildbahn begegnet. Ruhepause mitten auf der Straße und aus der Ruhe lassen sich die Tiere nicht bringen.

Als ich den Polarkreis südwärts überquert habe, war endgültig klar. Es geht südwärts. Ein paar Motorradfahrer haben mich vor einer 30 km Baustelle gewarnt – Schotterpiste im Bau. Und dann noch eine besondere Begegnung. Davon scheint es hier noch viel mehr zu geben, wie ich dann auf der Strecke noch festgestellt habe

Die Skandinavier scheinen echt was für alte Autos übrig zu haben. Unterwegs habe ich dann noch eine Kolonne mit einigen dieser schönen Oldtimer gesehen. Custom Cars, Lowrider, alles was an Autos schon war…

Gegend mit Baustelle

Dann kam aber erst mal die Baustelle und als es mal nicht so geholpert hat, konnte ich auch mal ein Foto machen. Anhalten war irgendwie nicht drin, denn die Ausweichstellen müssen erst noch gebaut werden.

Als ich dann in Sorsele auf dem Campingplatz angekommen bin, hatte ich erst mal ein nettes Gespräch mit dem Inhaber. Ein Schweizer – da ging das prima auf Deutsch, und er hat mir extra noch einen luftigen Platz gegeben, damit mich die Moskitos nicht so quälen. War dann aber doch nicht so hilfreich. Kaum das ich mich draußen bewegt habe, kamen sie in Schwärmen an. Das MyggStop hat die meisten abgehalten, so dass ich das relativ unbeschadet überstanden habe und am nächsten Tag noch weiter nach Süden gefahren bin.

Ortsschilder, zweisprachig

Allmählich komme ich im Süden Lapplands an. Die Ortsschilder sind hier, zumindest bei den größeren Orten zweisprachig. Schwedisch und Samisch. Bei den kleineren Orten sind sie für mich irgendwie unaussprechlich. Und ich merke dass die Natur in den drei Wochen seit meiner Reise nach Norden deutlich weiter ist. Es blüht und grünt an den Straßenrainen, dass es eine Pracht ist. Schafgarbe, Margeriten, Hahnenfuß, Lupinen, riesiger Klee, ab und zu sogar Lilien und etliches mehr, was ich nicht eindeutig identifizieren kann.

Gegend mit bunten Blumen

Und weiter über die E45 nach Süden. Die Straße folgt dem Gelände und so ist es teilweise eine hübsche Berg- und Talbahn, was meinen Fabia manchmal in Bedrängnis bringt. Und Ortschaften erkennt man daran, dass das Tempolimit von 90 auf 70 gesenkt wird. Manchmal ein Ortsschild und wenn man Glück hat sieht man sogar Häuser direkt an der Straße, ansonsten wieder eher im Wald versteckt. Erst ganz weit im Süden (alles relativ) sieht es so aus, wie man es so kennt. Rote Häuser mit weißen Türen und Fensterrahmen, darum ein sauber gemähter Rasen, ein paar Blumen und die Schwedische Fahne vor dem Haus.

Gegend mit Wald

Aber meistens sieht es eben so aus. Als ich dann am Abend in der Nähe von Mora ankomme, stelle ich nur noch den Wohnwagen ordentlich hin, esse etwas und schaue dann nur noch dumm am Ufer des Sees. Keine Moskitos – welche Wohltat. Nach knapp 1200 km in zwei Tagen mache ich jetzt erst mal Pause.

Wieder zurück in Schweden

Nach dem Polar Park bin ich erst auf der E 6 Richtung Narvik gefahren und dann auf die E 10 Richtung Kiruna abgebogen. Vor Narvik gibt es einige Gedenkstellen entlang der Straße die an die “Schlacht um Narvik 1940” erinnern. Teilweise mitten in der Pampa, wo sonst nix ist.

Erst geht es auf eine Hochebene bis zur Schwedischen Grenze und dann laufen die Kilometer nur so dahin. Weites Land, viel Wald, viel Wasser und keine versteckten Hütten in den Wäldern.

Kurzer Stop für einen Wasserfall, denn was wäre eine Norwegen / Schweden Reise ohne Wasserfall.

Neben der Straße führt eine Eisenbahnlinie bis nach Kiruna, oder bis nach Narvik. Den darüber wird das Eisenerz aus Kiruna in die weite Welt verschifft.

So lande ich dann Abends in Kiruna. Bei dem Versuch einen Platz auf dem Campingplatz in Kiruna zu bekommen, bleibt es bei dem Versuch. Voll belegt. Ich fahre also knapp 14 km weiter und komme zu einem idyllisch gelegenen Platz direkt am Ufer eines Sees. Und mit reichlich Schnaken – wäre es doch nur kälter.

Der Wohnwagen steht, also mache ich mich noch mal auf nach Kiruna, um mir wenigstens ein bisschen die Stadt anzuschauen. Sehr viel hat sie nicht zu bieten, denn sie ist erst durch den Bergbau entstanden. Hier ist die weltweit größte Eisenerzmine.

Dann noch ein kurzer Abstecher zum Minengelände. Die Bilder im Internet sind deutlich besser, als das was ich machen konnte. Dafür die Eisenbahnstecke im Sonnenuntergang (oder so ähnlich, bin ja noch oberhalb des Polarkreises).

Beeindruckt hat mich in Kiruna die Kathedrale. Eigentlich bin ich ja nicht so der Mensch für Kirchen, aber diese Kirche soll für die Eisenmine um 9 km verlegt werden, so wie der gesamte Kern von Kiruna.

Die Kirche sieht aus wie eine moderne Form der Stabkirchen, nur viel größer und wuchtiger. Der Glockenturm steht extra.

Dann war es das auch schon, denn sehr viel mehr gibt es in Kiruna nicht, außer dem LKAB – der Minengesellschaft. Dann zurück am Campingplatz habe ich diesen Ausblick und mache mich dann mal auf ins Bett.

Polar Park

Von Solbakken Camping war es nur ein paar Kilometer zum Polar Park bei Bardu. Ein Wildgehege mit den einheimischen Tieren.

Hübsch gemacht und auf dem Parkplatz hätte ich auch übernachten können. Strom, Toiletten, Dusche, alles wäre da gewesen. So ging es erst mal rein. Es gibt die üblichen Souvenirs zu kaufen und auch ein Cafe, aber das erst wenn ich durch bin.

Jetzt erst mal zu den Wildtieren. Im Luchsgehege habe ich außer viel Grün nichts entdeckt, aber das habe ich auch nicht anders erwartet. Bei den Wölfen, Moschusochsen, Rentieren, Bären und Elchen war das dann anders.

Die Rentiere bewegen sich frei im Gelände und auf einmal ging so eine Herde gemütlich an mir vorbei. Die Tiere haben es echt nicht eilig. Dann blieb auch noch einer mitten auf dem Weg stehen und schaute mich an. Nein, keine Verwandtschaft.

Durch die schweren Zäune hindurch zu fotografieren, war bei den Bären nicht so einfach. Direkt am Zaun vor mir lag einer, keine zwei Meter weg. Der andere hat es vorgezogen bei der Wärme sich im Wasser abzukühlen.

Ähnlich war es bei den Wölfen. Schlafen in der Sonne scheint wohl ganz OK zu sein.

Und der Elch war wohl über den Schatten recht froh. Damit war ich dann schon durch den Park durch. Die Moschusochsen und die Hirsche waren nicht so fotogen und der Luchs hat sich komplett rar gemacht. Außer einem wunderbaren grünen Gehege habe ich nichts entdeckt, es aber auch nicht anders erwartet.

Zum Abschluss habe ich mir noch etwas MyggStop und Kaffee gekauft. Das eine, damit ich nicht noch mal von einer dicken fetten Bremse gestochen werde und das andere um etwas Koffein abzubekommen.

Dann ging es aber auch schon weiter Richtung Schweden.

Vesterålen ade

So allmählich ist mehr als die Hälfte meines Urlaubs vorbei und ich muss daran denken, wieder in den Süden zu fahren. Also verabschiede ich mich von Andøya und stehe mal wieder im Hafen und warte auf eine Fähre. Die soll mich von Andenes nach Gryllefjord auf Senja bringen.

Dieses mal wird die Fähre nicht vorher bezahlt, wie ich es kenne, sondern erst an Bord. Liegt wohl daran, dass nicht immer alle mit können und man sich so Ärger erspart. Jedenfalls gab es an Bord noch Diskussionen wegen des Fährpreises. Auto mit Hänger bis 10m kostet deutlich weniger als Wohnmobil der selben Länge. Ich konnte es noch klären und der Preis hat dann gepasst.

Senja von der Fähre aus

Senja ist noch nicht Festland, es ist eine vorgelagerte Insel und in vielen Berichten steht, dass es Norwegen in klein wäre. Mal schauen, ob das so stimmt.

Die ersten Ansichten sind jedenfalls beeindruckend. So viel Natur, so wenig Mensch, so viel Schön.

Gryllefjord

In Gryllefjord geht es an Land. In dem winzigen Ort sind am Hafen etliche Wohnmobile und in der Zufahrtsstraße bildet sich ein langer Stau. Die werden wohl nicht alle mit der nächsten Fähre nach Andenes kommen.

Es ist auch deutlich wärmer geworden. 20° und ich schwitze. Sowas hatte ich schon befürchtet, das tut der Schönheit der Insel keinen Abbruch. Ich weiß gar nicht wohin ich außer auf die Straße zuerst schauen soll. Links eine wunderbare Bucht mit kristallklarem Wasser und Schären, dann auf einmal rechts ein Wasserfall und ringsumher nix als Gegend.

Und dann geht es in die Berge. Mein Fabia muss ordentlich pusten, aber er schafft es. Wie auch schon im letzten Urlaub.

Die Pass Straße ist nicht sehr hoch gelegen, nur 600 Meter, aber direkt vom Meer hoch ist das ganz ordentlich und dann ein Aussichtspunkt mit einer Hammer Aussicht.

Das diese Strecke nicht die Hauptroute über die Insel ist, sollte klar sein, und eigentlich wollte ich noch eine Nacht auf Senja verbringen. Aber da die Insel touristisch noch nicht so erschlossen ist, sind die wenigen Touristen die da sind, teilweise schon zu viel und die Plätze waren alle voll. Irgendwo hin stellen wollte ich mich dann doch nicht.

Also ging es weiter aufs Festland in die Region Troms und ist mir etwas, passiert, was ich so nicht erlebt hatte. Kein Handyempfang und dann nur noch Edge. Scheinbar gibt es das auch in Norwegen. Der Campingplatz hatte dann auch kein Wifi und so war es ein schöner ruhiger Abend.

Aber mit den Temperaturen kamen auch die Mücken. Ich überlege noch was mir lieber ist – frieren oder Schnaken klatschen.

Whalesafari Andenes

Heute war etwas ganz besonderes auf dem Plan. Walsafari – mit dem Boot raus fahren und Wale beobachten, und natürlich auch fotografieren. Und hier in Andenes ist es besonders einfach, denn die Tiefsee beginnt keine 20 km vor der Küste der Insel. Da ist das Meer dann bis zu 3000m tief und nährstoffreich und Wale halten sich da gerne auf.

jetzt setzt er zum Tauchen an

Zunächst gibt es erst mal Informationen über die verschiedenen Walarten. Bartenwale und Zahnwale – die ersten ernähren sich von Krill und Plankton, die zweiten von größeren Tieren. Die Pottwale, die vor Andenes besonders häufig sind, zählen zu den Zahnwalen, die sich hauptsächlich von Tiefseekalmaren ernähren. Und es sind nur Männchen, denn die Weibchen mit ihren Jungen halten es im kalten arktischen Wasser nicht so aus.

gleich ist er weg

Dann ging es auf das Boot. Es gibt hier zwei Boote ein etwas langsameres, das schon länger im Einsatz ist und die schnellere MS Maan Dolphin. Und die Fahrt raus zu den Walgebieten war eine ganz schöne Schaukelei, denn der Kapitän hat ordentlich aufs Gas getreten. Draußen sind wir dann vier Pottwalen und dem anderen Boot begegnet.

Zum Schluss gab es noch eine Übersicht, wo wir gefahren sind, wo die Sichtungen waren und was wir da überhaupt gesehen haben.