Orsa Rovdjurspark

oder einfach, Raubtierpark in Orsa. In Skandinavien scheinen Wildtierparks populär zu sein, oder ich habe durch Zufall meine Route so gelegt, das ich an den schönsten vorbei komme. Der Park begann als Bärengehege und es kamen nach und nach Wölfe, Vielfraße, Eisbären, Sibirische Tiger und Schneeleoparden dazu, dass man sich entschloss das ganze in “Raubtierpark” umzubenennen.

Vielfraß, Wolverine, Järv

Es fängt mit dem Vielfraß an, dessen Gehege recht gut von einem erhöhten Weg aus einsehbar ist, ansonsten ist es wie überall, dass die Wildtiere durch große, schwere Zäune vor den Menschen geschützt werden. Teilweise sogar in zwei Reihen.

In Schweden heißt der Wolf Varg, in Norwegen noch Ulv.

Beim Luchs hatte ich diesmal Glück, was aber wohl daran lag, das eine der Mitarbeiterinnen gerade da war und ihn gerufen hat.

Es ging dann steil bergan zum Schneeleoparden und Tigergehege, die am oberen Ende des Geländes sind. Oben ist auch eine Hütte, die eher wie ein nobles Restaurant aussieht.

Bei den Amur Tigern war gerade Fütterung und entsprechend waren ganz viele Menschen da. Ich hätte nur Hinterköpfe fotografieren können, wenn nach den schwedischen Erklärungen dann nicht auch noch die englischen gekommen wären. Der letzte Winter, war für die Jungen der erste und sie haben sich sehr über den Schnee gewundert. Richtig viel Spaß hatten sie dabei die Snowboarder an der Piste gleich nebenan zu jagen. Das Gelände liegt mitten in einem Skigebiet.

Bergeule im Anflug

Bei der Bergeule mussten die Pfleger ins Gehege und die Eule war entsprechend aufgeregt und ist ziemlich hektisch herum geflogen.

Und jetzt natürlich die Braunbären, die dem Park ursprünglich den Namen gegeben haben. Die Jungen waren sehr verspielt – erst im Wasser und später dann an Land, solange bis einer heult.

Dalarna

So heißt die Region, in der ich gerade bin. Manche meinen, weiter nördlich beginnt die Wildnis, die nicht mehr Schweden ist. Der Campingplatz liegt direkt am Ufer des Orsasjön. Um dahin zu kommen musste ich durch einige schwedische Dörfer fahren, wo ich das Gefühl hatte direkt durch eine Filmkulisse einer Astrid Lindgren Verfilmung zu fahren.

Blockhaus Holzschuppen

Das sind jetzt kein Museumsdorf oder ähnliches. Die Menschen leben tatsächlich in diesen schönen Holzhäusern. Wie sie wohl von innen aussehen? Hoffentlich moderner, als sie von außen aussehen.

Der Fahnenmast vor dem Haus darf nicht fehlen.
… mit Briefkästen für die ganze Nachbarschaft

Dann bin ich nach Nusnäs gekommen. Eigentlich wollte ich ja Morakniv besuchen, eine Firma die Messer herstellt. In der Fabrik selber sind jetzt im Sommer keine Besichtigungen möglich, denn es ist ja kaum jemand da. Sommerferien gibt es wohl nicht nur für Schüler und das Land funktioniert trotzdem. Aber ich bin bei Nils Olsson gelandet, einer Werkstatt die das typische Symbol für Schweden produziert. Die Dalapferde. Diese kleinen geschnitzten Pferde, die rot angemalt und verziert sind. Sie wurden und werden auch heute noch in Handarbeit hergestellt und bemalt.

Nebenbei ist das auch das Outlet für Morakniv und ich habe ein paar schöne Messer günstig bekommen. Am meisten freue ich mich über mein neues Küchenmesser. Schön scharf und liegt sehr gut in der Hand.

Die Pferde werden in den verschiedensten Größen von 5 cm bis knapp einem Meter gemacht. Nett sind sie ja wirklich und so ist auch eins mit zu mir galoppiert.

Jetzt sitze ich wieder am Campingplatz und genieße die Ruhe, denn wer knapp 1200 km in zwei Tagen mit dem Wohnwagen fährt, muss echt einen an der Waffel haben.

Baum, Baum, Baum

So, oder ähnlich könnte ich die letzten zwei Tage beschreiben. Die Wälder erstrecken sich bis zum Horizont. Ganz oft sind Seen dazwischen und natürlich Steine und Berge. Und natürlich ganz wichtig – Moskitos. Davon gibt es mehr als Bäume, viel mehr. Beim Abbau des Wohnwagens sind die immer wieder angekommen. Verscheuchen war sinnlos. Ein Dutzend weg, zwei neue Dutzend wieder da.

Gegend

Also trete ich die Flucht nach Süden an. Als ich hier bei Mora am Campingplatz erwähnt habe, wo ich herkomme, hieß es: “Das ist doch nicht mehr Schweden, das ist fast Finnland.” Also wenn Finnland auch so ist…

Gegend mit Rentieren

Als mir auf einmal ein Auto wild blinkend mit Lichthupe entgegenkommt, wusste ich zunächst nicht, was das soll, bin aber vorsichtshalber mal langsamer gefahren. Gut so, denn da bin ich den Rentieren das einzige mal in freier Wildbahn begegnet. Ruhepause mitten auf der Straße und aus der Ruhe lassen sich die Tiere nicht bringen.

Als ich den Polarkreis südwärts überquert habe, war endgültig klar. Es geht südwärts. Ein paar Motorradfahrer haben mich vor einer 30 km Baustelle gewarnt – Schotterpiste im Bau. Und dann noch eine besondere Begegnung. Davon scheint es hier noch viel mehr zu geben, wie ich dann auf der Strecke noch festgestellt habe

Die Skandinavier scheinen echt was für alte Autos übrig zu haben. Unterwegs habe ich dann noch eine Kolonne mit einigen dieser schönen Oldtimer gesehen. Custom Cars, Lowrider, alles was an Autos schon war…

Gegend mit Baustelle

Dann kam aber erst mal die Baustelle und als es mal nicht so geholpert hat, konnte ich auch mal ein Foto machen. Anhalten war irgendwie nicht drin, denn die Ausweichstellen müssen erst noch gebaut werden.

Als ich dann in Sorsele auf dem Campingplatz angekommen bin, hatte ich erst mal ein nettes Gespräch mit dem Inhaber. Ein Schweizer – da ging das prima auf Deutsch, und er hat mir extra noch einen luftigen Platz gegeben, damit mich die Moskitos nicht so quälen. War dann aber doch nicht so hilfreich. Kaum das ich mich draußen bewegt habe, kamen sie in Schwärmen an. Das MyggStop hat die meisten abgehalten, so dass ich das relativ unbeschadet überstanden habe und am nächsten Tag noch weiter nach Süden gefahren bin.

Ortsschilder, zweisprachig

Allmählich komme ich im Süden Lapplands an. Die Ortsschilder sind hier, zumindest bei den größeren Orten zweisprachig. Schwedisch und Samisch. Bei den kleineren Orten sind sie für mich irgendwie unaussprechlich. Und ich merke dass die Natur in den drei Wochen seit meiner Reise nach Norden deutlich weiter ist. Es blüht und grünt an den Straßenrainen, dass es eine Pracht ist. Schafgarbe, Margeriten, Hahnenfuß, Lupinen, riesiger Klee, ab und zu sogar Lilien und etliches mehr, was ich nicht eindeutig identifizieren kann.

Gegend mit bunten Blumen

Und weiter über die E45 nach Süden. Die Straße folgt dem Gelände und so ist es teilweise eine hübsche Berg- und Talbahn, was meinen Fabia manchmal in Bedrängnis bringt. Und Ortschaften erkennt man daran, dass das Tempolimit von 90 auf 70 gesenkt wird. Manchmal ein Ortsschild und wenn man Glück hat sieht man sogar Häuser direkt an der Straße, ansonsten wieder eher im Wald versteckt. Erst ganz weit im Süden (alles relativ) sieht es so aus, wie man es so kennt. Rote Häuser mit weißen Türen und Fensterrahmen, darum ein sauber gemähter Rasen, ein paar Blumen und die Schwedische Fahne vor dem Haus.

Gegend mit Wald

Aber meistens sieht es eben so aus. Als ich dann am Abend in der Nähe von Mora ankomme, stelle ich nur noch den Wohnwagen ordentlich hin, esse etwas und schaue dann nur noch dumm am Ufer des Sees. Keine Moskitos – welche Wohltat. Nach knapp 1200 km in zwei Tagen mache ich jetzt erst mal Pause.

Wieder zurück in Schweden

Nach dem Polar Park bin ich erst auf der E 6 Richtung Narvik gefahren und dann auf die E 10 Richtung Kiruna abgebogen. Vor Narvik gibt es einige Gedenkstellen entlang der Straße die an die “Schlacht um Narvik 1940” erinnern. Teilweise mitten in der Pampa, wo sonst nix ist.

Erst geht es auf eine Hochebene bis zur Schwedischen Grenze und dann laufen die Kilometer nur so dahin. Weites Land, viel Wald, viel Wasser und keine versteckten Hütten in den Wäldern.

Kurzer Stop für einen Wasserfall, denn was wäre eine Norwegen / Schweden Reise ohne Wasserfall.

Neben der Straße führt eine Eisenbahnlinie bis nach Kiruna, oder bis nach Narvik. Den darüber wird das Eisenerz aus Kiruna in die weite Welt verschifft.

So lande ich dann Abends in Kiruna. Bei dem Versuch einen Platz auf dem Campingplatz in Kiruna zu bekommen, bleibt es bei dem Versuch. Voll belegt. Ich fahre also knapp 14 km weiter und komme zu einem idyllisch gelegenen Platz direkt am Ufer eines Sees. Und mit reichlich Schnaken – wäre es doch nur kälter.

Der Wohnwagen steht, also mache ich mich noch mal auf nach Kiruna, um mir wenigstens ein bisschen die Stadt anzuschauen. Sehr viel hat sie nicht zu bieten, denn sie ist erst durch den Bergbau entstanden. Hier ist die weltweit größte Eisenerzmine.

Dann noch ein kurzer Abstecher zum Minengelände. Die Bilder im Internet sind deutlich besser, als das was ich machen konnte. Dafür die Eisenbahnstecke im Sonnenuntergang (oder so ähnlich, bin ja noch oberhalb des Polarkreises).

Beeindruckt hat mich in Kiruna die Kathedrale. Eigentlich bin ich ja nicht so der Mensch für Kirchen, aber diese Kirche soll für die Eisenmine um 9 km verlegt werden, so wie der gesamte Kern von Kiruna.

Die Kirche sieht aus wie eine moderne Form der Stabkirchen, nur viel größer und wuchtiger. Der Glockenturm steht extra.

Dann war es das auch schon, denn sehr viel mehr gibt es in Kiruna nicht, außer dem LKAB – der Minengesellschaft. Dann zurück am Campingplatz habe ich diesen Ausblick und mache mich dann mal auf ins Bett.

Kilometer fressen

Wer mit dem Auto zu den Lofoten möchte, braucht gutes Sitzfleisch, oder einfach nur mehr Ausdauer beim Autofahren. Die Fahrt durch Schweden war sehr angenehm denn die Strecke über die N26, E45 und E14 führte überwiegend durch Wälder, vorbei an Seen und Wiesen und durch sehr wenige Ortschaften.

Mag sein, dass ich den besten Teil von Schweden verpasst habe, aber das war dieses Mal nicht mein Ziel. Jedes mal wenn ich eine Tanke gesucht habe, hat mich das Navi auf einmal mitten in Ortschaften gelotst, die ich sonst vermutlich nicht gesehen hätte.

Wenn man so durch die Wälder fährt, entsteht leicht der Eindruck Schweden sei menschenleer. Das ist aber nicht so, denn wenn man genauer hinschaut, sieht man überall Hütten in den Wäldern, nur eben etwas versteckt. Überraschend auch die vielen kleinen Weiler, die aus 4 – 6 Häusern bestehen und mitten im Nirgendwo liegen.

Für die Übernachtung habe ich irgendwo in einem kleinen Ort zwischen Mora und Östersund einen Platz gegenüber einer Kirche gefunden. Es gab dort Toiletten und Wasser für übernachtende Camper.