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Am Göta Kanal

So ein Tag nichts tun, kann schon anstrengend werden. Vor allem dann, wenn einem am Vorabend einfällt, das da auf dem Weg nach Norden hier in der Gegend noch etwas war. Vor einiger Zeit hatte ich im Fernsehen einen Bericht über einen Kanal quer durch Schweden gesehen. Hauptsächlich ging es dabei und das Dampfschiff, das diesen Kanal befährt und ähnlich alt wie der Kanal ist. Irgendwann, frühes 19. Jahrhundert.

Also habe ich noch mal recherchiert und herausgefunden dass der Kanal in Sjötorp beginnt, keine 20 km von dem Campingplatz entfernt. So war der Tag nichts tun erledigt und ich habe mir den Kanal und die Schleusen mal angeschaut.

Die Einfahrt zur zweiten Schleuse

Natürlich nicht den ganzen Kanal, denn das wären 58 Schleusen auf über 190 km Länge. Nur die ersten drei Schleusen und der Anfang am Vänern. Der Vänern ist der größte See Schwedens und der EU und ist ungefähr 10 mal so groß, wie der Bodensee. Es fühlt sich ein wenig so an, als ob man am Meer wäre.

Das Kanalkontor mit der ersten Schleuse

Während ich dort war, wurden zwei Boote nach oben geschleust. In Bildern sieht das unspektakulär aus, ist aber sehr interessant zuzuschauen, wie das eine Tor schließt, der Wasserstand steigt und die Bootsbesatzung immer schön auf die Leinen achtet, dass das Boot nicht gegen die Schleusenwand oder das Tor gedrückt wird. Am oberen Ende muss dann noch die Straße zur Seite gedreht werden, damit die Boote ausfahren können.

In dem recht großen Hafen liegen einige Segelboote und auch eine Schaluppe, die 1998 nach alten Plänen nachgebaut worden ist. Mit dem Boot können auch Touristen hin und wieder mal mitfahren. Und über allem weht wie immer die Schwedische Flagge

Noch ein Blick auf das Kanalkontor, das recht international beflaggt ist. Die beiden Boote die da hindurch geschleust wurden waren ein deutsches und ein niederländisches. Passt ja schon mal ganz gut. Auch interessant ist, das ich bei allen drei Schleusen, so ohne weiteres über die Schleusentore gehen konnte, ohne dass mich irgendein Verbotsschild daran gehindert hätte.

Morgenroutine

Im Laufe der Zeit entwickelt sich auch im Wohnwagen eine gewisse Routine. Gerade in der Früh ist es nach dem Aufstehen, der Gang zum Waschhaus, um den Tag zu starten. Dann kommt das Frühstück, oder je nach Uhrzeit auch Brunch.

Das Schwedische und Norwegische Brot ist in etwa so toll wie amerikanisches Toast. Weich, quadratisch und für mich nicht wirklich toll. Da bin ich von unserem Brot und Brötchen verwöhnt und deswegen habe ich mir was zum aufbacken mitgenommen.

Die Brötchen backen im Omnia Schwedenofen. Die muss ich aber alle paar Minuten weiter drehen, sonst werden sie an einer Stelle schwarz. Auf der anderen Kochstelle ist der Kaffee am werden und in der Tasse habe ich mir schon Milch angerührt. Milchpulver ist echt praktisch, denn außer im Kaffee brauche ich kaum Milch und selbst die H-Milch wird zu schnell schlecht.

Frühstück ist bereit. Ein Tisch mit Aussicht. Butter wird hier in 500gr Stücken verkauft. Nugatti, Honig, Frischkäse und natürlich Frühstücksfleisch. Irgendwie gehört das zum Urlaub dazu, genau so wie Ravioli aus der Dose. Nicht immer, aber mindestens einmal.

Danach erst mal das Geschirr einsammeln und abspülen gehen, denn wenn man hier im Wohnwagen nicht alles gleich aufräumt, versinkt man im Chaos.

Der Tag kann beginnen…

Immer weiter nach Süden…

Irgendwann muss ich ja an der Fähre sein, und es sind noch knapp 800 km, also sollte ich nach drei Tagen in Mora, an dem wunderschönen See endlich weiter fahren. Die Strecke werde ich mir aber in schöne handliche Stücke unterteilen. So eine Ochsentour mit 1200 km in 2 Tagen zum Ende des Urlaubs macht doch nur unnötig Stress.

So geht es denn unter einem wunderschönen blauen Himmel mit Dekowolken und 24° nach Süden. Ich möchte auf dem Campingplatz in Krisianahamn übernachten. Als ich dort ankomme, sehe ich schon wie die Camper alle in Reih und Glied stehen. Schranke am Eingang, großes Schild mit Ruhezeiten. Also nicht dass ich damit ein Problem hätte, aber wenn ich so was möchte, dann kann ich auch einen deutschen Campingplatz nehmen. Also drehe ich um und fahre weiter zum nächsten Campingplatz und lande in Åråshult Camping.

Dieser Campingplatz ist schon etwas Besonderes. Komplett anders, als alles was ich bisher kenne. Es ist ein bisschen so, als ob ich in Pullman City übernachte. An der Rezeption ist erst mal niemand da, aber eine große Glocke hängt davor. Die benutze ich dann auch. Der Besitzer kommt raus, spricht mich auf Deutsch an und zeigt mir dann, wo ich stehen kann.

An meinem Stellplatz habe ich eine Terrasse mit Tisch und Stühlen, direkt am Teich. Eine eigene Feuerstelle, so wie jeder andere Platz auch. Als mein Wohnwagen dann steht, mache ich mich noch mal auf den Weg, um den Eingangsbereich zu fotografieren.

Es fühlt sich echt ein bisschen nach schwedischem wilden Westen an. Und die Ruhe in der Nacht ist faszinierend.

Orsa Rovdjurspark

oder einfach, Raubtierpark in Orsa. In Skandinavien scheinen Wildtierparks populär zu sein, oder ich habe durch Zufall meine Route so gelegt, das ich an den schönsten vorbei komme. Der Park begann als Bärengehege und es kamen nach und nach Wölfe, Vielfraße, Eisbären, Sibirische Tiger und Schneeleoparden dazu, dass man sich entschloss das ganze in “Raubtierpark” umzubenennen.

Vielfraß, Wolverine, Järv

Es fängt mit dem Vielfraß an, dessen Gehege recht gut von einem erhöhten Weg aus einsehbar ist, ansonsten ist es wie überall, dass die Wildtiere durch große, schwere Zäune vor den Menschen geschützt werden. Teilweise sogar in zwei Reihen.

In Schweden heißt der Wolf Varg, in Norwegen noch Ulv.

Beim Luchs hatte ich diesmal Glück, was aber wohl daran lag, das eine der Mitarbeiterinnen gerade da war und ihn gerufen hat.

Es ging dann steil bergan zum Schneeleoparden und Tigergehege, die am oberen Ende des Geländes sind. Oben ist auch eine Hütte, die eher wie ein nobles Restaurant aussieht.

Bei den Amur Tigern war gerade Fütterung und entsprechend waren ganz viele Menschen da. Ich hätte nur Hinterköpfe fotografieren können, wenn nach den schwedischen Erklärungen dann nicht auch noch die englischen gekommen wären. Der letzte Winter, war für die Jungen der erste und sie haben sich sehr über den Schnee gewundert. Richtig viel Spaß hatten sie dabei die Snowboarder an der Piste gleich nebenan zu jagen. Das Gelände liegt mitten in einem Skigebiet.

Bergeule im Anflug

Bei der Bergeule mussten die Pfleger ins Gehege und die Eule war entsprechend aufgeregt und ist ziemlich hektisch herum geflogen.

Und jetzt natürlich die Braunbären, die dem Park ursprünglich den Namen gegeben haben. Die Jungen waren sehr verspielt – erst im Wasser und später dann an Land, solange bis einer heult.

Dalarna

So heißt die Region, in der ich gerade bin. Manche meinen, weiter nördlich beginnt die Wildnis, die nicht mehr Schweden ist. Der Campingplatz liegt direkt am Ufer des Orsasjön. Um dahin zu kommen musste ich durch einige schwedische Dörfer fahren, wo ich das Gefühl hatte direkt durch eine Filmkulisse einer Astrid Lindgren Verfilmung zu fahren.

Blockhaus Holzschuppen

Das sind jetzt kein Museumsdorf oder ähnliches. Die Menschen leben tatsächlich in diesen schönen Holzhäusern. Wie sie wohl von innen aussehen? Hoffentlich moderner, als sie von außen aussehen.

Der Fahnenmast vor dem Haus darf nicht fehlen.
… mit Briefkästen für die ganze Nachbarschaft

Dann bin ich nach Nusnäs gekommen. Eigentlich wollte ich ja Morakniv besuchen, eine Firma die Messer herstellt. In der Fabrik selber sind jetzt im Sommer keine Besichtigungen möglich, denn es ist ja kaum jemand da. Sommerferien gibt es wohl nicht nur für Schüler und das Land funktioniert trotzdem. Aber ich bin bei Nils Olsson gelandet, einer Werkstatt die das typische Symbol für Schweden produziert. Die Dalapferde. Diese kleinen geschnitzten Pferde, die rot angemalt und verziert sind. Sie wurden und werden auch heute noch in Handarbeit hergestellt und bemalt.

Nebenbei ist das auch das Outlet für Morakniv und ich habe ein paar schöne Messer günstig bekommen. Am meisten freue ich mich über mein neues Küchenmesser. Schön scharf und liegt sehr gut in der Hand.

Die Pferde werden in den verschiedensten Größen von 5 cm bis knapp einem Meter gemacht. Nett sind sie ja wirklich und so ist auch eins mit zu mir galoppiert.

Jetzt sitze ich wieder am Campingplatz und genieße die Ruhe, denn wer knapp 1200 km in zwei Tagen mit dem Wohnwagen fährt, muss echt einen an der Waffel haben.