Die erste Nacht im Rotel war erholsamer als der Schlaf im Flieger. Trotzdem bin ich noch nicht ganz in der Zeitzone angekommen. 6 Stunden vor der Europäischen Zeit. Und es ist etwas ganz anderes im Rotel zu schlafen, als in seinem eigenen Wohnwagen. Morgenroutine – aus der Koje krabbeln, aufpassen dass man mit niemandem zusammenstößt und versuchen wach zu werden. Waschen, Koffer und ein paar Klamotten in die Koje werfen und dann zum Frühstück. Da wir jeden Abend die Koffer aus den Kojen in den Vorraum stellen, gibt es keine “Drei Tages Tasche” wie auf anderen Rotel Reisen.

Frühstück wird gemeinsam vorbereitet, Geschirr gibts von Rotel, da hat jeder seinen eigenen Beutel wo das drin ist. Hinten steht unser Fahrer in der Küche und macht Wasser für den Kaffee. Es ist und bleibt alles sehr deutsch, in einer deutschen Reisegruppe – so auch das Frühstück.

Rotel Routine die sich in den nächsten Tagen noch einspielen wird – aufstehen, frühstücken, abspülen, Rotel zusammenklappen, aufsitzen, losfahren…
Und dann geht es endlich los, wir brechen in unserem großen Fahrzeug auf in Richtung Mongolei. Wir fahren aus Urumqi raus und entlang der Straße gibt es einiges an Grün. Landwirtschaft und Bäume, aber die sind alle künstlich bewässert. Am Horizont das Tianshen Gebirge, dessen höchste Gipfel über 7000 m hoch sind, aber die sind weit weg. Trotzdem sehen wir schneebedeckte Gipfel.

Weiter, immer weiter wird die Landschaft karger und trockener. Etwas was ich von Mitteleuropa so gar nicht kenne und was mich sehr beeindruckt. Die Kilometer laufen dahin und Martin, unser Reiseleiter erzählt einiges über China, die Uiguren und auch die Natur und Landschaft.

Der Westen Chinas ist reich an Bodenschätzen, Kohle, seltene Erden und auch Öl. Vieles wird direkt zur Energieerzeugung verwendet. Deswegen auch die vielen Stromtrassen in der Landschaft.

Was auch immer das Schild ankündigt, ich finde spannend, dass es zweisprachig ist. Chinesisch und Uigur, dass sehr stark an arabische Schriften erinnert. Die Landschaft ist mittlerweile trocken. Kiessteppe oder Halbwüste. Kaum noch Grün zu sehen, hin und wieder ein paar Tamarisken und Kameldorn, allerdings sehr klein.

Mittag in einem Rasthof, mitten im Nirgendwo – zumindest fühlt es sich so an, aber es sind genug Menschen da und wir als nicht Chinesen und mit unserem großen roten Bus erregen die Aufmerksamkeit. Freundlich lächeln und winken. Wieder kann ich meinen Einkauf mit Alipay bezahlen, während andere mit ihrem Bargeld überlegen, ob es noch reicht. Natürlich haben wir für 2 Tage China nicht so viel Bares getauscht.

Und weil wir im Bus keine Toilette haben – ist ja ein Expeditionsfahrzeug. Kein richtiger Bus, sondern ein LKW mit Fahrgastzelle – machen wir immer wieder mal Pinkelpause. Es wird dann ausgerufen wo die Mädels und wo die Jungs hin sollen. Allerdings finden sich hier keine Büsche oder Bäume, hinter denen man sich verstecken kann. Für manchen Mitreisenden ist das ein Problem, so dass der Fahrer irgendwann mal sagt – bitte nicht bis hinter den Horizont laufen.

Wir nähern uns unserem Tagesziel Takeshiken, das nicht mehr sehr weit von der Grenze zur Mongolei ist. Hier werden wir in der Nähe von einem Hotel übernachten. In China geht das nicht anders. Frei stehen ist verboten. Der Parkplatz ist wenigstens eben und geteert und wir haben Zugang zu den Toiletten und Duschen des Hotels.

Angekommen fangen wir mit der nächsten Rotel Routine an – Aussteigen, Klappen auf, Plane aufspannen, Koffer aus den Kojen holen, Tisch und Stühle aufbauen. Dann gehen wir die Gegend erkunden.

Normalerweise fängt dann der Fahrer in der Küche an, etwas wunderbares zum Abendessen zu kochen, aber heute gehen wir essen. Takeshiken ist kein großer Ort aber es sind einige Lokale da und wir gehen zum Essen. Ich weiß zwar nicht genau was es ist, Flesich und Gemüse, aber es ist sehr lecker.

Zurück zum Bus, noch mal bei einem Supermarkt vorbei, ein bisschen Bier kaufen und dann am Bus vor dem Schlafen gehen, noch mal ein bisschen quatschen und den Tag revue passieren lassen. Wir sind schon alle gespannt, wie das mit dem Grenzübertritt morgen laufen wird.