Über Arwaicheer Richtung Süden

Heute heißt es früh aufstehen, früh aufbrechen, denn wir haben einiges an Strecke vor uns. Bis Arwaicheer haben wir noch Straße, aber dann geht es wieder auf die Piste. Es geht in Karakorum los und wir fahren durch eine grüne, sanft geschwungene hügelige Landschaft mit vielen Tieren.

Der Blick kann weit über die Landschaft schweifen

Irgendwann halten wir an, denn am Straßenrand haben sich viele Geier versammelt und scheinen etwas zum Fressen gefunden zu haben.

und dann sind wieder Pferdeherden und einige Gatter zu sehen.

Wir kommen gut voran und machen an einem Rastplatz mit einem imposanten Portal kurze Pause.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ist ein Trupp Soldaten unterwegs und scheint die Gegend von Abfall zu reinigen. Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht nicht so clever ist Uniformierte zu fotografieren. Ein paar Mitreisende haben das nicht so gesehen. Ist aber nichts passiert. Vielleicht war ich einfach nur zu vorsichtig.

Wir kommen in Arwaicheer an. Eine Großstadt, im Vergleich zu dem was wir bisher gesehen hatten. Und der Supermarkt ist eine Mischung aus Metro und Edeka. Irgendwie gibt es hier alles was man braucht und sucht. Vom Motorrad über Campingausrüstung bis hin zu Lebensmitteln und Haushaltswaren. Einkaufen war jedenfalls erfolgreich. Der Vorrat an Bierdosen wurde aufgestockt, ein paar andere unwichtige Sachen eingekauft und gesehen, wie Peter unser Fahrer einen Großeinkauf zum Kochen gemacht hat.

Nach dem Supermarkt ging es dann ins Zentrum, wo der zentrale Markt war. Dieses mal haben wir ihn dann auch gefunden und es war spannend zu sehen, wie die Waren angeboten werden. Frisches Fleisch offen auf den Tischen

Ich war sehr erstaunt, wie wenig es nach dem Fleisch gerochen hat. Tip top sauber und fein. Im nächsten Raum dann Hartkäse und Stutenmilch, fein säuberlich in Cola Flaschen abgefüllt.

Damit war dann unser Exkurs auf den Markt beendet und wir sind ein kleines Lokal zum Mittagessen gegangen. Frittierte Teigtaschen, mit Hack und Knoblauch gefüllt. Sehr lecker. Chuschuur heißt die frittierte Variante, Buuds die gedünstete.

Während wir essen fängt es draußen an heftig zu Regnen, also lassen wir uns mit dem Essen Zeit und warten ab, bis es nachlässt. Als wir beim Rotel ankommen steht noch das Wasser auf der Straße aber es ist schon wieder warm und wir machen uns auf den Weg. Unser Reiseleiter ist etwas besorgt, denn wenn es in der Steppe auch so geregnet hat, kann die Piste “etwas schwierig” werden.

Wir haben Glück, der Regen ist woanders herunter gekommen und die Piste vor uns ist trocken und gut befahrbar. Allerdings ist das nur die grobe Richtung und die verschiedenen Spuren teilen sich. Irgendwo unterwegs, mitten im Nirgendwo, halten wir an und fragen nach dem Weg.

Hinten am Horizont sind die grauen Regenwolken zu sehen, aber da wollen wir nicht hin, unser Weg führt in die andere Richtung, weiter nach Süden. Und irgendwann meint unser Reiseleiter dann “Wir sind Richtig, die Stupa kenne ich”

Kurzer Halt, Pinkelpause und Beine vertreten. Wir sind auf einer Anhöhe und im Tal ist der Ongin Fluss zu sehen. Dieser Fluss fließt nach Süden und brings Wasser Richtung Gobi um dann irgendwann auszutrocknen.

Die Landschaft ist so weitläufig und beeindruckend. Schade dass das auf den Bildern nicht so zu sehen ist. Und so fahren wir weiter… alles Aufsitzen

und es hat tatsächlich nicht geregnet, hinter uns ziehen wir eine ordentliche Staubwolke hinterher.

Auf einmal haben wir wieder Handyempfang, eine Siedlung kündigt sich an. Es fühlt sich seltsam an, in dieser trockenen Gegend auf einmal eine Siedlung zu sehen. Immerhin, ein kleines Kohlekraftwerk für den Strom, eine Tankstelle und Empfang.

Kaum noch Vegetation und wenn dann nur niedrige Gräser und ansonsten Steine. So geht es weiter bis wir am Camp Saichan Gobi ankommen. Unser Platz für die Nacht.

Wir haben aufgebaut und auch die Küche am Heck wird von der Plane geschützt. Gegessen wird heute Abend im Camp. Aber bis dahin haben wir noch ein bisschen Zeit.

In den großen Jurten gibt es das Abendessen und die kleinen Jurten daneben kann man mieten. Unsere Tische fürs Frühstück haben wir schon aufgebaut.

Das Duschhaus steht etwas Abseits, darüber der Wasserturm mit einem Tank und einer Solaranlage für das Warme Wasser. Komfort auch an entlegenen Orten und fleißige Helfer die alles super sauber halten. Der Wasserdruck ist nicht zu hoch aber für eine Dusche reicht es auf jeden Fall. Nach der Dusche noch ein wenig umschauen. Hier die Reste des Ongin Flusses, der hier noch das Grün bewässert…

und große genug ist, um eine Brücke darüber zu bauen.

Überall in diesen Camps begegnen uns die kleinen russischen Allrad Busse. Buchankas die die ganzen Reisegruppen verwenden. Dann geht es auch schon zum Essen. Und hier ein Blick auf unsere wichtige Infrastruktur unterwegs… ein Wassereimer zur Kühlung von Bier, ein Spaten, wenn man in der Wildnis mal muss und der Reifen, der uns so sicher durch die Steppe fährt.

Nach dem Abendessen saßen wir noch gemütlich in der großen Jurte und als wir dann raus gegangen sind haben wir am Horizont ein Gewitter gesehen, helle Blitze die durch die Wolken gezuckt sind und bei uns ist es trocken geblieben. Es ist spannend, dass wir an einem Ort, der so weit vom Meer ist so häufig Regen und Gewitter erlebt haben. Auch unser Reiseleiter meinte zum Ende dann, dass wir die Mongolei sehr besonders erlebt haben.

Zum Orkhon Wasserfall und zurück

Heute ist ein Tagesausflug mit einem Bus geplant. Es geht zum Orkhon Wasserfall. Es war schon im Programm angekündigt, dass das durchaus anstrengend sein kann und so sind dann auch ein paar der Mitreisenden im Camp, beim Rotel geblieben. Das Wetter war bedeckt aber trocken und so machten wir uns auf den Weg.

Ich musste bei der Deko im Bus unweigerlich an Bollywood Filme denken und auch wenn es “nur” ein normaler Bus für die Straße war, so sind wir doch gut über die holprigen Pisten gekommen. Es war eine echt wilde Schaukelei und wir mussten uns teilweise ordentlich festhalten. Das war ich vom Rotel nicht gewohnt.

Unterwegs kamen wir an einer Stelle vorbei, wo ein Tier verendet war und die Geier sich schon darüber her gemacht hatten. Als wir dann angehalten haben, um Fotos zu machen, sind die Geier etwas auf Distanz gegangen. Die Schafe und Ziegen hat das aber weniger beeindruckt.

Der Fahrer hat dann unterwegs eine wenig vertrauenserweckende Brücke umfahren und ist lieber durch die Furt in dem Fluss gefahren.

und wie so oft sind die Tiere am Wegesrand von den Autos ziemlich unbeeindruckt.

Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichen wir den ersten Zwischenstop. Den Anfang des Orkhon Valley Cultural Landscape. Der Orkhon ist der längste Fluss der Mongolei, mündet in die Selenge die dann zum Baikal See fließt. Das Wasser in diesem Fluss landet irgendwann also in der Arktis…

Das Tal der Orkhon war schon sehr lange besiedelt und es gibt hier einige bedeutende Archäologische Stätten. Hin und wieder sehen wir am Rand der Piste Hinweisschilder. “archaeological camp” aber wir wollen ja zum Wasserfall.

und so geht es weiter über die Pisten. Teilweise gibt es Schotterpisten, die gerade im Aufbau sind. Frisch aufgeschüttetes Material, aber das hält Mongolen nicht davon ab, die Strecke zu benutzen. Links und Rechts ist immer noch ein bisschen Platz zum Fahren. Bis dann auf einmal nichts mehr geht und wir zurück müssen. Erst Rückwärts und dann Wenden an einer engen Stelle.

Wieder eine Brücke, diesmal aber stabiler und wir fahren darüber. Links und Rechts der vielspurigen Piste sind viele, viele Schafe und Ziegen und manchmal muss der Fahrer die Tiere wild hupend davon überzeugen Platz zu machen.

Knapp fünf Stunden, nachdem wir aufgebrochen sind haben wir die etwa 100 km geschafft. Das hat deutlich länger gedauert, als geplant und so beratschlagen wir und beschließen statt der geplanten 2 Stunden nur 1,5 Stunden Aufenthalt. Das klingt nicht nach viel, aber wir wollten noch einigermaßen bei Tageslicht zurück kommen. Nicht alle waren glücklich darüber, aber da war es dann eine Mehrheitsentscheidung.

Wir konnten nicht direkt bis zum Wasserfall fahren und mussten ein Stück über Wiesen gehen. Natürlich waren auch wieder reichlich Tiere da – diesmal Pferde, denen die Menschen aber ziemlich schnuppe waren.

Das Ziel ist erreicht, der Wasserfal liegt vor uns und stürzt in einen kleinen Canyon. Für jemanden der in Norwegen Wasserfälle über Wasserfälle gesehen hat, war das jetzt nicht die Offenbarung, aber hier in der Steppe doch etwas besonderes. Es sind auch viele Mongolen hier, um sich das hier anzuschauen.

Und es gibt eine Slackline, die vom oberen Rand über das Wasser runter in den Canyon führt. Sie wird auch eifrig benutzt. Ich habe mich nach dem Gewichtslimit erkundigt und dann lieber verzichtet. Sicher sind Reserven einbezogen, aber da war ich dann nicht mutig genug. Dafür einige der Mitreisenden, die sich hinuntergestürzt haben.

Ein Wanderweg führt dann ein Stück flussabwärts und dann wieder hoch. Auch hier sind einige nur den Weg gegangen und haben sich den Wasserfall von unten angeschaut. Ich fand die Aussicht von oben spannender und habe dann meine Mittagspause mit Apfel und Keks direkt am Wasserfall gemacht.

Ein Blick zurück nach links über den Fluss und dann noch mal von der anderen Seite. Ein Beweisfoto, dass ich auch da war und dann war es allmählich auch schon Zeit wieder zurück zum Bus zu gehen.

Leider hat die Kamera etwas anderes interessanter gefunden als mich, aber das war dann noch die beste Ausbeute.

Während wir uns um den Wasserfall herumgetrieben haben hat der Fahrer und unser Begleiter den Bus genauer inspiziert, denn eine der Sitzlehnen hatte den Geist aufgegeben und war nicht mehr nutzbar und während der Fahrt hat die Federung auch wilde Geräusche gemacht. Ein ziemlich lautes Quietschen und Knarren – alles gut, passt so…. Na wenn ihr das sagt, wird es schon stimmen.

Es geht wieder zurück. Diesmal weiß der Fahrer welche Pisten er dann doch nicht nehmen kann und wo es besser zu fahren ist, aber trotzdem dauert die Rückfahrt dann genauso lange wie der Hinweg.

Links, Rechts, Mitte? Ach irgendwie geht das schon. Auf dem Rückweg, ungefähr eine gute Stunde bevor wir zurück kommen halten wir an und sammeln die Frau und das Kind des Fahrers auf. Erst habe ich mich gewundert, aber dann erfahren, dass er am Vortag relativ lange gefahren war und wenig Schlaf hatte und die Frau sollte dann den Bus von unserem Camp nach Hause fahren. Gut dass ich das nicht während der Fahrt wusste.

Na jedenfalls kommen wir an und es schüttet wie aus Eimern. Ein Wolkenbruch und Gewitter das wir erst gar nicht aus dem Bus wollten. So saßen wir dann drin und haben abgewartet, bis es nachlässt und sind dann zum Rotel unter Dach gespurtet. Trotzdem ordentlich nass geworden.

Die, die im Camp geblieben waren haben die Regenplane im Rotel aufgespannt und ein wunderbares Mongolisches Gulasch gekocht. Nach der Ochsentour in dem kleinen Bus und dem Sturzregen wahrer Balsam für die Seele.

Erdene Zhuu

Es ist das älteste buddhistische Kloster der Mongolei. Und als wir um die Mittagszeit in Karakorum angekommen sind haben wir außerhalb der Klostermauern Pause gemacht. Es ist sonnig und warm und es gibt kaum Schatten, also drängen sich alle in der Nähe vom Bus. Nur eine Kleinigkeit essen und trinken und dann geht es weiter.

Die Ansicht von außen auf die vielen Stupas ist sehr beeindruckend und es wird vermutet, dass ein großer Teil des Klosters auf der Fläche steht, die einst die Hauptstadt des Mongolen Reiches war.

Ein bisschen weiter weg ist noch eine Ausgrabung und die Schildkröte von Karakorum, aber der Blick zurück ist mal wieder beeindruckend. Die Klostermauern, die sich so weit ziehen. Rechts steht unser Bus, der dagegen klein aussieht.

Aber dann geht es auch schon ins Kloster hinein. Und es ist beeindruckend und auch traurig, wie wenig noch übrig geblieben ist. Einige Tempel haben die Kulturrevolution überlebt, einiges ist wieder aufgebaut worden und einige neue Gebäude sind auch errichtet worden.

Erdene Zhuu ist nicht nur aktives buddhistisches Kloster, es ist auch Anziehungspunkt für Touristen. Auch Begegnung mit der Vergangenheit, die jeder auf seine Art lebt. Jugendliche in historischen Trachten, die in der Sonne schwitzen und natürlich auch jede Menge Selfies machen.

Drei Hallen, die die unterschiedlichen Stadien von Buddha beinhalten. Der Junge, der mitten im Leben stehende und der altersweise Buddha. Viel Gold, viele Gebetsmühlen und ich weiß nicht, warum ich mir das Geld für das Fotografieren sparen wollte, aber irgendwie war ich von den Tempeln sehr beeindruckt.

Manchmal muss man die Dinge auf sich wirken lassen, um die Details zu sehen.

Es waren auch viele Besucher da. Hier merke ich dass wir den wilden, touristisch unerschlossenen Westen der Mongolei verlassen haben und in belebtere Gegenden kommen. Im Vergleich zu Deutschland immer noch menschenleer, aber die Veränderung ist zu spüren.

Und dann gehen wir auch schon weiter im Klosterbezirk, verlassen einen Tempel

und gehen zu einer großen Stupa. Was ich auf dieser Reise gelernt habe ist, dass eine Stupa ein Reliquienbehälter ist, der die sterblichen Überreste eines bedeutenden Buddhistischen Mönches enthalten. Je weiter er in seinen Inkarnationen war, je bedeutender, um so größer die Stupa.

Sieht so aus, als ob hier jemand wirklich Wichtiges und einige wichtige Menschen begraben sind. Und dann ein Stück weiter ist dann die aktiv genutzte Gebetshalle und Aufanthaltsräume der Mönche.

Es erinnert ein wenig an die Tibetischen Tempel, aber das liegt auch daran, dass der Mongolische und der Tibetische Buddhismus eng verbunden sind. Auch in dieser Religion gibt es unterschiedliche Schulen – hier sind es die Gelbmützen, woanders dann die Rotmützen. Es sieht so aus, als ob es bei jedem Glauben verschiedene Auslegungen gibt, aus denen dann die unterschiedlichen Ausrichtungen entstehen.

Ein Opferschal am Eingang, als Geschenk und Bitte um wohlwollende Erhörung der Gebete. So wie wir sie auch schon an Passhöhen gesehen haben.

Natürlich gibt es die hier im Kloster zu kaufen und auch ich habe mir so einen Schal geholt, allerdings ist er mit mir nach Hause gekommen.

Es gibt noch einen Souvenirshop, wo ich mir einen Rucksack gekauft habe. Ich hatte ihr schon in anderen Städten auf Märkten vorher gesehen und lange gegrübelt, ob ich soll oder nicht… hier habe ich dann zugeschlagen. Ein schöner bestickter schwarzer Rucksack.

Und dann haben wir uns gesammelt, sind zurück zum Rotel und dann zum Camp gefahren. Das Camp ist am anderen Ende der Stadt und nur über eine abenteuerliche Schaukelei auf der Piste zu erreichen. Dann bauen wir auf und freuen uns schon auf den Abend, denn neben Dusche, Toiletten und einem guten Essen erwartet uns ein Konzert mit mongolischem Kehlkopfgesang.

Die Gruppe Khar Khorum ist extra aus Ulan Bator angereist. Nicht nur für uns, denn morgen werden wir sie sehen, wie sie für eine andere Gruppe ein Konzert geben. So eine Fahrt muss sich schließlich lohnen.

Die Instrumente sind die mongolische Pferdekopfgeige mit zwei Saiten, ein Hackbrett, das mich an ein Cymbal erinnert, eine runde Balalaika und eine flache Harfe, ähnlich wie das chinesische Guzheng. Der Gesang war beeindruckend und die Melodien von fröhlich mitreißend durch die Steppe galoppierend bis melancholisch traurig. Eine sehr schöne Musik. Als der Sänger den Kehlkopfgesang angestimmt hat, habe ich mir gedacht – moment, das Geräusch kann ein Mensch machen? Ich kenn das und hab das schon mal gehört… So kann es gehen.

Wir saßen alle da und haben gebannt gelauscht. Direkt vor unserem Bus, im Freien diese Konzert. Das war schon was besonderes… und dann kam noch etwas dazu. Auch eine mongolische Kunstform – die Schlangenmädchen. Und bei manchen Posen habe ich mir nur gedacht – hat denn das Mädchen noch Knochen?

Nachdem wir alle völlig beeindruckt und begeistert waren, noch ein Lied zum Abschluss. Und ein Gruppenbild, dass ich mit meinem kleinen Drucker für die Künstler ausgedruckt habe.

Und so geht ein aufregender Tag zu Ende. Voller Eindrücke krabbel ich dann später in meine Koje und schlafe gut.

Tsetserleg und Charchorin

Im Camp am Taikhar Monilithen wird schon klar, dass wir allmählich in touristischere Gebiete kommen. Bis hierher geht auch die “kurze” zwei Wochen Tour von Rotel Tours. Der weite, dünn besiedelte Westen war unser Einstig in ein faszinierendes Land. Heute werden wir nicht so weit Fahren, denn bis Charchorin – Karakorum – der ehemaligen Hauptstadt der Mongolei ist es nicht so weit. Dafür haben wir mehr Sightseeing am Programm.

Aber erstmal müssen wir wieder einen Pass überqueren, ein Ovoo umrunden und die einfach wunderbare Natur genießen. Ich schreibe diese Seiten jetzt von zuhause aus und erlebe die Reise wieder und merke wie sehr anders die Mongolei doch ist.

Natur, vielleicht nicht unberührt, aber doch sehr intakt und faszinierend und schön. Eine Wiese voll blühendem Edelweiß. In den Alpen muss man einzelne Pflanzen suchen und hier eine Wiese voll.

Liegt da ein Frosch oder eine Schildkröte? Einfach mal der Phantasie und Vorstellungskraft freien Lauf lassen. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir in Tsetserleg an.

Hier werden wir ein zum Museum umgewidmetes Buddhistisches Kloster besuchen. Martin gibt uns einen Crashkurs in Buddhismus, die unterschiedlichen Lehren und wer der historsiche Buddha war und wie die Lehre ihren Ursprung genommen hat.

Während der Kulturrevolution, also der Zeit als die Mongolei kommunistisch wurde sind sehr viele Klöster dem Erdboden gleich gemacht worden, viel der buddhistischen Religion und auch die Mönche wurden ausgelöscht. Trotzdem sind einige erhalten geblieben, manche Schätze wurden versteckt und so allmählich werden die alten Klöster wieder aufgebaut. Hier in Tsetserleg ist es ein Museum.

In den Gebäuden sind Ausstellungen über das Leben in der Mongolei, historische Kleidung, Gerätschaften, Spiele und Schmuck. Beeindruckend sind die Schnitzereien und die bunte Bemalung. Fröhlich und dem Leben zugewandt.

Im Innenhof steht ein steinerner Wächter

und hütet die Schätze im Inneren der Gebäude

Kleidung, Stiefel und Schmuck

Und dann kommen wir doch noch in einen Gebetsraum. So ganz ungenutzt ist es dann doch nicht. Zwar ist jetzt kein Mönch anwesend, aber es sieht so aus, als ob jeden Moment einer reinkommt und seinen Gebetsgesang anstimmen könnte.

und dann geht es auch schon wieder weiter. Obwohl heute nur 160km Fahrt geplant sind und wir schon ein Stück hinter uns haben, wollen wir noch einkaufen. Von draußen noch mal ein Blick auf die verzierten Dächer.

Eine der Mitreisenden kauft im Museumsladen ein wunderschönes bemaltes Lederbild. Martin gibt noch den dringenden Hinweis sich auf jeden Fall eine Quittung dafür geben zu lassen, um nachweisen zu können, dass man das legal gekauft hat und nicht irgendwo hat mitgehen lassen. Schwierig auch zu sagen ob das ein Original oder eine gute Replik ist.

und dann sind wir auch schon unterwegs, weiter durch grünes Weideland und viel Herden sind vom Bus aus zu sehen. Sehr viele Pferde – fast nur Stuten, denn die werden für die Stutenmilch gehalten.

Viele Bäche und Flüsse und saftiges Grün sorgen dafür dass hier besonders viele Herden sind und auch die Nomaden in ihren Gers – so heißen die Jurten hier – wohnen.

Mitten in der Steppe sehen wir viele Pferde um einige Gers und wir halten mal an. Neugierige Europäer gehen nahe ran, um die Tiere zu begutachten. Als ob es bei uns keine Pferde gäbe…

und dann kommen wir auch schon in Charchorin an. Von der ehemaligen Hauptstadt der Mongolei, der Residenz von Dshingis Khan ist nichts mehr übrig geblieben, außer einer großen steinernen Schildkröte.

Die Siedlung bestand damals aus Jurten und für den Khan selber eine Palastjurte die riesengroß gewesen sein muss. Auf dem 1000 Tugrik Geldschein ist sie abgebildet, wie sie auf einem Wagen steht, der von etlichen Ochsen gezogen wird. 1000 Tugrik sind ungefähr 25 Cent.

Es wird vermutet, dass der Rest der Stadt dort war, wo jetzt das Kloster Erdene Zhuu ist. Die Mauern sind jedenfalls sehr beeindruckend. Aber jetzt machen wir kurze Pause, um einen Happen zu essen und am Nachmittag das Kloster zu besuchen.

Links die Klostermauern, vor uns die Stadt Charchorin und irgendwo weiter rechts hinten wird unser Camp für die Nacht sein.

Ziege mongolische Art

Als wir am Camp am Taikhar Chuulu angekommen sind hat uns unser Reiseleiter Martin erklärt, dass uns heute etwas Besonderes erwartet. Eine frisch geschlachtete Ziege auf traditionelle Art im Topf gekocht und dass wir auch bei der Schlachtung dabei sein können.

Das ist sicher nichts für einen schwachen Magen, deswegen war klar, dass niemand dabei sein muss, der nicht mag. Da meine Eltern Enten hatten, meine Großeltern Stallhasen und sie auch Nutztiere waren, die irgendwann auf dem Teller gelandet sind, war das für mich Okay. Wir haben uns also an einem Eck im Camp versammelt und waren gespannt und neugierig.

Das Feuer wurde vorbereitet, der große Topf stand schon bereit und die Ziege hat wohl geahnt, dass das heute nicht gut für sie ausgehen würde. Ein Schlag, ein Schnitt und das wars dann während schon das Feuer vorbereitet wurde.

Erst kamen die Innereien heraus, die Därme in eine Schüssel, alles andere an ein Gestell gehängt.

und dann musste das Fell runter. Das geht auch am besten, wenn die Ziege am Gestell hängt.

Hufe und Kopf müssen noch weg und dann kann man sich ans Zerlegen machen.

Während die einen mit dem Zerlegen anfangen, wird die frische Leber in Zwerchfell eingewickelt mit Zwiebel überm Feuer gebraten. Leber ist so ein spezielles Thema für mich. Als kleine Kind habe ich mich geweigert Leber zu essen und auch jetzt noch mag ich sie nicht. Leber Berliner Art, danke, aber nein danke. Trotzdem habe mich durchgerungen ein Stück zu probieren, nur um meine Meinung zu bestätigen.

Leber ist nichts für mich, selbst wenn sie ganz frisch ist und egal ob Schwein oder Ziege. Während die Ziege zerlegt wurde kam die Frau des Hauses und hat die Därme gereinigt. Es wird alles von der Ziege verwendet und nichts kommt weg.

Der Feuer wird geschürt und der Topf vorbereitet. Als die Ziege zerlegt ist, werden die heißen Steine aus dem Feuer geholt und in den Topf zwischen die Ziegenstücke gelegt und dann mit Wasser aufgegossen.

Jetzt nur noch den Deckel zu und den Topf aufs Feuer stellen und ungefähr ein und halb Stunden kochen lassen.

Gruppenbild der Akteure aktiv wie passiv

Soweit so gut. Wir haben uns also auf ein Fesmahl gefreut und wurden nicht enttäuscht. Im großen Saal im Camp war für uns eine große Tafel gedeckt. Die heißen Steine wurden aus dem Topf geholt, sauber gemacht und jeder Gast hat einen Stein zum Hände wärmen bekommen.

letzte Vorbereitungen, Sauce, Fett und das Vorlegebesteck

Gekocht sieht das doch sehr lecker aus und auf dem Teller dann gleich noch mehr.

Ich muss sagen, dass ich vermutlich noch nie frischeres Fleisch gegessen habe. Die Ziege war etwa vier Jahre alt und hat noch nicht diesen ausgeprägten Geruch und Geschmack gehabt, war also sehr lecker.

Zum Abschluss gab es Schnupftabak als Zeichen guter Mongolischer Höflichkeit und Gastfreundschaft. Der hat dann ziemlich in der Nase gekribbelt. Insgesamt ein Erlebnis und schön dass ich es erleben durfte. Den Abend haben wir dann noch mit einem guten mongolischen Bier beschlossen.