Weiter im Regen

Ich hatte mir gestern noch den Wetterbericht angeschaut und er hat Regen angekündigt. So war es heute früh dann auch und so habe ich mir mit dem Aufbruch Zeit gelassen. Denn wäre das Wetter schön gewesen, wäre ich schon von Bergen aus die Landschaftsroute Hardanger gefahren um nach Eidfjord zu kommen. So bin ich dann aber die E16 gefahren.

Der Blick aus dem Fenster zeigt die wolkenverhangenen Berge, Nebelschwaden ziehen vorbei und wer sollte bei so einer Stimmung nicht an Trolle und Elfen glauben. Ich war so in Gedanken, als auf einmal der Verkehr zum stehen kommt. Es ist Sonntag, was soll schon sein?

Eine Baustelle, was sonst. Am Sonntag wird nicht gearbeitet, aber die Straße ist trotzdem nicht frei befahrbar. Das lässt sich leider nicht mit Ampeln regeln, sondern auf typisch norwegische Art, mit einem Leitfahrzeug. Das jeweils von einem Ende der Baustelle zum anderen fährt und dabei die Autos mitnimmt, die sich angesammelt haben.

Dann kamen noch ganz viele Tunnels entlang der Strecke und ich habe aufgehört zu zählen, wie viele es waren. Immerhin hat es im Tunnel nicht geregnet. Irgendwas positives muss es doch geben. Außerdem ist das eine bemerkenswerte Leistung Straßen durch eine Gebirgslandschaft zu führen, ohne dass es dauernd rauf und runter gehen muss. Die letzte große Tunnel mit über 7 km war vor der Hardangerbrücke. Also Tunnel, Kreisverkehr, der dann direkt zur Brücke führt um dann auf der anderen Seite des Fjords wieder im Berg zu verschwinden.

Beim letzten mal, als ich hier war, war ich auf diesen Anblick nicht gefasst. Dieses mal hatte ich die Kamera vorbereitet und ein paar Fotos gemacht. Der Kreisverkehr ist so groß, dass selbst große LKW da bequem durch kommen.

Als ich dann aus dem zweiten Tunnel nach der Brücke herausgekommen bin, gab es einen Parkplatz und Aussichtspunkt. Welch ein Glück und so konnte ich dann auch noch die Brücke fotografieren. Von hier aus waren es dann nur noch 15 km bis zum Campingplatz am Eidfjord. Und die AidaSol lag direkt dort vor Anker.

Wenn ich die Tür von meinem Wohnwagen aufmache sehe ich direkt auf das Schiff und gerade bin ich vor Schreck ganz schon zusammengezuckt. Das Schiffshorn ist aus der Nähe verflixt laut und ruft die Passagiere zur Abfahrt. Während mir hier der Regen auf das Dach klopft.

Das war aber heute nicht immer so. Als ich angekommen bin, ist der Himmel aufgerissen und die Sonne und der blaue Himmel waren zu sehen. Deswegen bin ich vom Campingplatz auch gleich noch nur mit dem Auto aufgebrochen zum Kjeåsen.

Das ist ein Berghof, der über eine enge Straße und Tunnel erreichbar ist. Da es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt, ist die Zufahrt zeitlich geregelt. Zur vollen Stunde darf rauf- und zur halben Stunde runtergefahren werden.

Oben angekommen führt ein Pfad zum Hof hin. Die Straße und der Tunnel selber wurden erst 1981 gebaut, als im Tal das Wasserkraftwerk gebaut wurde und die Arbeiter hoch mussten. Vorher gab es nur den steilen Klettersteig. Das wäre der Wanderweg, der hier hoch führt. 2km lang, 500 Höhenmeter…

Und dann der eigentliche Grund, weswegen ich hier hoch gefahren bin, die Aussicht auf den Fjord. Bei Sonnenschein ist das wahrscheinlich umwerfend, aber auch so ist das Panorama und die Ruhe einfach klasse.

Außer mir waren nur ein paar junge Leute aus Estland da, die so wie ich die tolle Aussicht genossen haben. Wir haben uns gegenseitig unser Kameras in die Hand gedrückt und jeden fotografieren lassen.

Im Hintergrund, der weiße Kleks ist die AidaSol

und dann habe ich mich von der tollen Natur hier begeistern lassen. Steine, die wie ein Stuhl für einen Troll aussehen, denn bequem sitzen ließ es sich dort für mich nicht.

Was hier so wächst, weiß ich nicht, es ist jedenfalls schön.

und etwas, was ein wenig wie eine Taubnessel aussieht, aber vielleicht auch eine wilde Orchidee ist.

So allmählich musste ich mich auf den Weg zum Auto machen, wäre aber noch gerne länger geblieben, aber der Regen wurde stärker und es wurde echt nass.

Wofür diese kleinen Häuschen wohl gut sind?

Ich habe es nicht herausgefunden, weil ich zum Auto musste, um rechtzeitig um Halb für die Fahrt nach unten bereit zu sein. Einen Tunnel und einige Serpentinen später bin ich dann im Tal angekommen und zum Campingplatz zurück gefahren. Der kleine Ort, wie ausgestorben.