Nach dem Space Center wollte ich noch nicht zurück, denn es gibt ja noch viel zu sehen. Also mit dem Auto weiter, die Insel erkunden.
Gerade bei bedecktem Himmel und kaltem Wind gibt der Strand ein schönes Motiv ab. Wellen, Steine, Sand und Wasser…
und natürlich auch Grünzeug
Und dann bin ich mutig gewesen und bin in eine der Seitenstraßen gefahren, da ich nicht um die ganze Insel fahren wollte, musste ich sie ja irgendwo queren.
Wegen der Wintersperrung, befahren auf eigene Gefahr.
Wenn Norweger schon schreiben, “Befahren auf eigene Gefahr” dann kann das nur bedeuten, dass diese Straße in Deutschland nicht mal mehr auf der Karte zu finden wäre. Hier ist sie offiziell eingezeichnet und benutzbar. Mir ist auf der Strecke sogar jemand entgegen gekommen.
Straßenbegrenzung in bunt
Eine asphaltierte Strecke, die nur durch die Schlaglöcher zusammengehalten wird. Dafür jede Menge Natur und plötzlich hoppelt ein Hase vor mir über die Straße. Natürlich auf Blumen, und da kann ich den Gärtnerssohn nicht verleugnen.
Birkenhain mit FarnenBlumen im Moor
Auf der Strecke zeigt sich, dass Andøya in weiten Gebieten ein Moor Gebiet ist. Teilweise habe ich Torfabbau gesehen. Und weit und breit kein Mensch, kein Haus, nur die Straße und bester LTE Empfang
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur heute eben keinen Sonnenschein. Also was tun? Hier in Andøya gibt es ein Space Center. Von hier werden Raketen zur Erforschung des Polarlichtes und der oberen Atmosphäre abgeschossen und die Ergebnisse gesammelt.
Leider hat das Besucherzentrum wegen Umbau bis 2020 geschlossen und ich konnte “leider” nur eine geführte Tour durch die echten Räume machen. Das war für mich deutlich spannender als vorbereitete Inhalte zu sehen. Also habe ich die Tour gebucht. Außer mir ist dann niemand gekommen und so hat die nette Studentin mich alleine durch das Gelände geführt. Erst mal gab es einen Film über das Nordlicht und die Forschung dazu, dann ging es los.
Erst waren wir in Mission Control, wo alles zusammenkommt, dann im Tower, wo das Gelände, die See und der Himmel im Auge behalten werden. Überall gab es Checklisten. Da der nächste Start erst in einem Monat geplant war, waren auch noch keine Wissenschaftler vor Ort. Anfassen durfte ich trotzdem nichts. Die Telemetrie ist dann auch nur ein Raum, der mit Technik vollgestopft ist und natürlich gibt es überall Backup Systeme, falls eins versagt.
Richtig spannend wurde es, als wir zur Abschussrampe gekommen sind. Hier ist die Rampe, die 1962 für den ersten Start einer Rakete verwendet wurde. Dann kam die Rampe für die Studentenprojekte, und die für die NASA und da hinten, ist unsere große Startrampe. Natürlich in einem Gebäude, wettergeschützt, aber man sieht deutlich wie das Dach zur Seite fahren kann, damit die Rampe mitsamt der Rakete aufgestellt wird.
Startrampe für Raketen bis 30to
Die Schmauchspuren an den Wänden zeigen deutlich, dass hier schon mehr als eine Rakete gestartet ist. In einem feuersicheren Kasten am Sockel der Rampe ist noch eine Notbedienkonsole mit der nächsten Checkliste. Die sah allerdings etwas angekokelt aus.
Bei der Frage nach Unfällen, hat sie erzählt, dass es hier wohl schon den einen oder anderen Fehlstart gab. Eine der Studentenraketen hat die nahe gelegene Bergwand getroffen, statt in den Himmel zu fliegen. Und durch den einen oder anderen Startabbruch sind schon brennende Trümmer runter gefallen und haben für Feuer gesorgt. Spannende Sache das.
Ich fand es jedenfalls sehr spannend, dass ich wirklich überall hin durfte und mir auch alles anschauen durfte. Die Norweger sind halt in allem etwas entspannter.
Ich hatte mit dem Wetter wieder mal Glück. Je später es wurde, um so schöner wurde der Himmel. Kaum Wolken in Richtung Norden und die Sonne schien mir den ganzen Abend in den Wohnwagen. Schöner geht es kaum.
Dann kurz vor Mitternacht zogen am Himmel Wolken auf und machten den Anblick noch interessanter. Kurz nach Mitternacht schoben sich dann noch Wolken vor die Sonne, die dann trotzdem das eine oder andere mal durch die Lücken blitzte.
Tiefer kommt die Sonne nicht mehr. Also nix mit Horizont berühren und so, das ist dann erst Ende August so weit. Jedenfalls wieder ein beeindruckender Anblick.
Heute war mal wieder Reisetag, und doch gab es sehr viel für mich zu sehen. Die Landschaft am Austnesfjord hat mich sehr an den Urlaub vor zwei Jahren erinnert. Fjordnorwegen sah so ähnlich aus. Aber je weiter ich nach Norden kam, um so mehr veränderte sie die Landschaft.
Moltebeere (Rubus chamaemorus)
Es waren heute bei der Fahrt auch einige Tunnels dabei, der längste 6 km. Und jedes mal, wenn ich aus dem Tunnel kam, hatte sich die Landschaft verändert. Einmal wildes, unberührtes Tal, danach Landwirtschaft und sanfte Hügel, und dann wieder auf einmal am Meer. Und bei einer Pause habe ich die Moltebeere entdeckt. Eine Art Bodenbrombeere, ohne Stacheln.
Hafen von Sortland
Und so kam ich am Hafen von Sortland vorbei. Das ist eine Station nördlich von Stokmarknes, wo ich mit den Hurtigruten gestartet bin. Und es lag ein Schiff von den Hurtigruten und die AIDAaura im Hafen. Den Andrang in dem Ort möchte ich mir mal nicht vorstellen.
Auch schneebedeckte Berge habe ich während der Fahrt gesehen. Glücklicherweise rissen die Wolken immer weiter auf, je weiter ich nach Andøya kam. Am Campingplatz angekommen war die Rezeption erst mal geschlossen, aber überhaupt kein Problem. “Bitte Platz suchen und selber eintragen. Später dann anmelden und bezahlen.” WLAN Passwort stand auch dabei. Sehr unkompliziert und angenehm das.
Strand von Andenes Camping
Vom Wohnwagen aus geht es direkt an den Strand. Der wärmste Tag, der schönste Sand und das am nördlichsten Zipfel meiner Reise.
Also die Idee zu diesem Ausflug ist in etwa so spontan entstanden, wie die ganzen tollen Instagram Urlaubsbilder. Zwei Abende Recherche und der anschließende Umzug an den jetzigen Campingplatz gingen dem voraus. Allerdings muss ich zugeben, dass ich diese Tour im Vorfeld nicht geplant hatte, aber ich bin ja spontan.
Aber halt, so schnell geht es nicht los. Erst mal sind die Hurtigruten eine Postschiff Gesellschaft die entweder nordwärts oder südwärts an Norwegens Küste entlang fahren. Wie also zurück kommen. Eine Variante wäre auf das Schiff in der entgegengesetzen Richtung warten und zurück fahren, oder mit dem Bus zum nächsten Hafen fahren und dann zurück fahren. So habe ich es gemacht.
Von Svolvær ging es mit dem Linienbus nach Stokmarknes, dem Ort, an dem die Hurtigruten vor 126 Jahren gegründet worden sind. Dann einfach an Bord gehen und die Fahrt bezahlen und bei strahlendem Sonnenschein geht es los.
Einfahrt in den Raftsund
An Bord der “Kong Harald” war es dann gleich ganz anders, als auf den Fährschiffen, auf denen ich schon war. Dezenter Luxus, Schöne Sessel, Couches, Liegestühle und mehr als nur ein Cafe und Restaurant. Wäre ich noch einen Hafen weiter gefahren, hätte ich im Bordrestaurant zu Abend essen können. Da waren tatsächlich lebendige Königskrabben im Aquarium.
Der Raftsund ist die wohl schönste Passage den die Hurtigruten durchfahren. Die Aussicht ist nicht so sehr viel anders, als wenn man mit dem Auto am Fjord entlang fährt, aber deutlich entspannter und gediegener. Zwischendrin gab es eine Informationsveranstaltung für die Gäste, die die ganze Tour machen. Ausflüge der nächsten Tage und was sonst noch so wichtiges ist wird da erklärt in Norwegisch, Deutsch, Englisch, Französisch. Ist halt ein internationales Publikum an Bord.
Einfahrt in den Trollfjord
Dann kam der spektakulärste Teil der Reise, die Fahrt in den Trollfjord, anschließendes Wendemanöver und wieder raus. Also auf einer Seite des Schiffes bleiben, dann sieht man beide Seiten des Fjordes.
Hier konnte ich einen der mitfahrenden Gäste überreden ein Foto von mir zu machen. Etwas skeptisch war ich dann doch, aber hey, wenn ich nicht fotografiert worden wäre, wäre ich nicht da gewesen.
Noch ein wenig Trollfjord und es war wirklich nicht viel Platz zwischen dem Schiff und der steilen Felswand. Gerade beim Wenden sah es recht eng aus.
Weiter durch den Raftsund geht es weiter nach Süden, wo dann das Schiff einen Bogen um Stormolla macht, um dann Richtung Svolvær zu fahren.
Hafeneinfahrt von Svolvær
Wieder zurück im Hafen von Svolvær kamen die Durchsagen zu den möglichen Ausflügen, den Hinweisen, wer in welchen Bus steigen soll. Natürlich wieder in vier Sprachen. Ich habe dann noch ein wenig gewartet, bis das größte Gedrängel beim Ausstieg vorbei war und bin dann raus und hab mein Auto gesucht. Hurra, es stand noch da, wo ich es abgestellt hatte.
Bordkarte
Zurück zum Campingplatz ging es komplett ohne Navi. Hier kann man sich einfach nicht verfahren. Jetzt sitze ich hier am Campingplatz, habe schon gegessen – es gab Lachs zur Feier des Tages und genieße die Abendstimmung. Der Campingplatz ist von Bergen umgeben und die Sonne verschwindet irgendwann dahinter, aber dunkel wird es deswegen trotzdem nicht.