Montag Morgen und ich bin unterwegs an den Campingplatz Blank Eck in der Nähe von Heiligenhafen.
Mein Wohnwagen war vorbereitet, der Corona Test gemacht und so konnte es dann am Montag Morgen los gehen. Ungefähr 750 km Strecke lagen vor mir und ich war voller Vorfreude.
Autobahnfahrten sind nicht aufregend, solange die Elektronik nicht irgendwelche komischen Fehler meldet. Diesmal war es der Reifendruck, der angeblich nicht passte. Keine Ahnung, woher die Meldung kam, jedenfalls an die nächste Tanke, Sichtprüfung, Luftdruck prüfen, nix zu erkennen. Dann habe ich gleich auch noch getankt obwohl der Tank noch ungefähr halb voll war.
Auf der Strecke hatte ich so kuriose Ausfahren wie Lederhose, oder einen LKW mit dem Nummerschild PAN-NE.
Nebenbei meinte mein Navi mich einmal quer durch Schwerin zu lotsen, was natürlich die direkte Strecke, aber sicher nicht die schnellste Strecke war. Sieht so aus, als ob ich ein ernstes Wörtchen mit meinem Navi reden müsste. Jedenfalls bin ich rechtzeitig am Campingplatz Blank Eck angekommen und konnte meinen Wohnwagen aufbauen und dann den Strand inspizieren.
Letzte Woche saß ich da und habe überlegt, was ich mit einer Woche Urlaub anfangen soll. Zuhause bleiben und wieder und wieder herumräumen, Pläne schmieden, wo es hingehen soll, wenn wieder größere Reisen möglich sind.
Und dann kam in der Presse die Meldung, dass in Schleswig Holstein und Mecklenburg Vorpommern die Campingplätze für Gäste wieder offen sind. Eine Woche See, wäre so genau das richtige dachte ich mir. Ein paar Campingplätze angeschrieben und auf Rückantwort gewartet, gebucht und die Vorfreude begann.
Heute habe ich meinen Wohnwagen von seinem Stellplatz geholt, durchgeputzt, Wasser aufgefüllt und prompt eine defekte Wasserpumpe ersetzen müssen. Gut dass Fritz Berger keine 20 km entfernt ist und ich sehr schnell eine Ersatzpumpe hatte.
Morgen geht es zum Testen – eine der Regeln, die einzuhalten sind, letzte Kleinigkeiten erledigen und Montag morgen geht es dann los. Wie ich mich darauf schon freue.
Heute Morgen lachte mich die Sonne an und motivierte mich noch einmal einen Ausflug zu machen. Fähren sollten es heute wieder mehrere sein. Zumindest die hier, in Stahlbrode, konnte ich noch mit dem Auto befahren. Dann ging es einmal quer über Rügen durch viele Alleen bis nach Scharprode. Denn von dort geht die Fähre nach Hiddensee – dort fahren keine Autos. Damit ich aber nicht alles zu Fuß laufen musste, hatte ich mein Fahrrad dabei.
Und auf die Idee mit Fahrrad und überhaupt Hiddensee sind noch einige mehr gekommen. Witzig zu sehen, wie die Urlauber, die dort mehr Zeit verbringen ihr Gepäck in einem Rollkoffer oder großen Rucksack untergebracht hatten. Denn auf Hiddensee gibt es natürlich auch keinen Shuttleservice, der einen vom Hafen holt.
Nach der Überfahrt stand ich also mit meinem Fahrrad etwas ratlos da, denn Verkehrsschilder und sowas gibt es auch nicht – jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
Dafür bedient Hiddensee so sämtliche Klischees, die man so von Dörfern an der See hat. Reetgedeckte Häuser, schön viel Platz dazwischen, überall dieses niedrige Gras und wenn die Wege nicht gepflastert sind, sind sie sandig.
Und hier ist die See wirklich präsent. Kein Ort auf der Insel der weiter als ein paar hundert Meter vom Wasser entfernt ist. Strand, Dünen und die Ostsee.
Und hier der Blick Richtung Rügen und den Bodden. Flaches Land mit Weiden. Ein paar Pferde und Rinder waren auch da.
Und natürlich, nicht zu vergessen, die Heide und die Kiefern. Und das alles ohne Autos, ohne Hupen, ohne Raser – es geht auf Hiddensee sehr viel ruhiger und gelassener zu. Die Orte erkennt man daran, dass auf einmal mehr Häuser beisammen stehen und auch ein Hafen ist ein gutes Indiz.
Meine Schuhe am Fahrrad, der Rucksack hinten drauf, denn über den feinen, weichen, weißen Sandstrand zu schieben, macht keinen Spaß. Dafür bin ich dann ins Wasser. Wäre ja noch schöner – an der See gewesen und nicht nass geworden.
Der Strand auf Hiddensee ist nicht so geschniegelt und gestriegelt und penibelst sauber, wie auf Rügen, dafür viel einladender und angenehmer.
Es dreht sich nicht alles auf Hiddensee um die Touristen, die Fischerei gibt es auch noch und die Lokale mit den Fischbrötchen sind richtig lecker.
Kuriosum bei der Rückfahrt mit der Fähre. Alle Gäste waren schon von Bord, aber wir durften noch nicht rauf. Es kam ein Schlepper von der Fähre und holte einen LKW Kühlanhänger – Aufschrift Insellogistik. Erst als der gesichert war, durfen wir auch an Bord.
Am Parkplatz habe ich mein Fahrrad dann wieder verladen und mich auf den Weg zurück zum Campingplatz gemacht, und bin dann wieder mit der Fähre zurück.
Auf meinem Weg nach Usedom war ich ja bereits durch Greifswald durchgefahren und wollte es mir noch mal anschauen. Heute war ein schöner sonniger Tag und ich wollte auch nicht so viele Kilometer fahren. Mein Campingplatz liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Stralsund und Greifswald. Heute also mal nach links abbiegen.
In Greifswald war heute Markttag und so war auf dem Hauptmarkt eine Menge los. Gemüse, Obst, Kräuter, Bernstein, Bücher und noch vieles mehr. Sogar das Theater Greifswald hatte einen Stand und hat Werbung für sein neues Stück “Dido und Aeneas” gemacht.
Irgendwie waren mir da zu viele Menschen und das Gedränge zu groß, also weiter und so bin ich bei St. Marien gelandet.
Von außen, wie so viele Kirchen hier in der Gegend, ein hohes Kirchenschiff und ein Kirchturm der knapp darüber ragt. Vielleicht sind die Stürme hier an der See ja doch etwas heftiger…
Jedenfalls ist das innere der Kirche ein beeindruckendes Beispiel der Backsteingotik. Selbst die Stadtmauer in Stralsund ist aus Backstein. Nun aber keinen Heiligenschein abholen, sondern weiter zum Museumshafen.
Alle Schiffe die im Museumshafen liegen sind alle irgendwie alt und im Originalzustand wieder hergestellt. Teilweise wunderschöne Schiffe und auch ein wunderbarer Blick über den Ryck Richtung Ostsee.
Folgt man dem Ryck kommt man nach Wieck, einem alten Dorf, mit reetgedeckten Häusern und kleinen verwinkelten Gassen, viel Grün und einer Zugbrücke.
Ich hatte sogar das Glück zu sehen, wie die Brücke mit Muskelkraft betätigt wird. Da sind dann doch einige Schiffe rein und raus gefahren.
Ich bin dann noch etwas am Hafen entlang geschlendert und habe die ganzen Segelyachten bewundert. Da war schon das eine oder andere richtig schöne Exemplar dabei. Dann noch ein Fischbrötchen und dann…
Heute bin ich mit der Fähre nach Rügen gefahren. In Stahlbrode, wo auch mein Campinplatz ist, liegt der Anleger für die Fähre. So bin ich abseits der Schnellstraße nach Rügen gekommen und habe es von einer anderen Seite erlebt.
Die Nebenstraßen führen durch Alleen, die von teilweise sehr alten Bäumen gesäumt werden. Schnurgerade durch die Landschaft, links und rechts große Felder und hin und wieder ein Wäldchen. Obwohl die See nie weit ist, habe ich auf Rügen nicht wirklich das Gefühl auf einer Insel zu sein. Sie hat ihren ganz eigenen Charme.
Mitten drin kam ich dann durch Putbus und habe spontan angehalten. Ein Wildgehege direkt im Ort. Aber das war noch nicht alles.
Und im Hintergrund ein Schloss und die Häuser entlang der Straße waren alle im klassizistischen Stil gebaut und vor jedem Haus waren Rosenstämmchen. Wenn ich nicht in der Rosengärtnerei meiner Eltern groß geworden wäre, wäre das vermutlich nicht so besonders gewesen…
entlang der StraßeMarktplatz
Dann ging es weiter nach Sellin. Ein wunderschönes Seebad, das an der Hochküste liegt und deren Strand nur über eine Treppe oder einen Aufzug erreichbar ist. Die Seebrücke wurde im Laufe der Zeit mehrmals durch Wind, Wetter und Eis zerstört und wurde erst in den 90ern nach alten Vorbildern wieder neu gebaut.
Als ich dort angekommen bin, war gerade eine Hochzeitsgesellschaft am Eintreffen. Ein durchaus schöner Ort für so einen Anlass. Früher war dort auch ein Tanzlokal und es muss die Nächte durchgetanzt worden sein. Aber das ist mittlerweile ja nicht mehr in Mode – schade eigentlich.
Dafür ist der Strand fein säuberlich gereinigt und ordentlich gemacht – nur schade, dass bei dem bewölkten Wetter nur wenige da sind. Es gibt aber noch eine weitere Attraktion an der Seebrücke. Eine Tauchglocke, mit der man zum Ostseegrund tauchen kann.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang wollte ich noch weiter und mir den KdF Komplex Prora anschauen.
Allerdings muss ich sagen, dass der Strand von Sellin deutlich ansprechender war. Prora ist nur auf dem Papier beeindruckend, denn wenn man dort ist, gibt es wenig, dass noch beeindruckend wäre. Vom Strand ist nichts davon zu sehen, denn ein Küstenwäldchen deckt den Mantel des Schweigens darüber.
Und direkt dort vor Ort? Sehr viel Aktivität von Bauunternehmen, die Ferienwohnungen mit Meerblick verkaufen. Schick renoviert, schön weiß, mit ansprechenden Außenanlagen. Nichts was noch an den Beton- und Backsteinkoloss erinnert. Auch die lange Front verschwindet durch die nahen Bäume und das Grün. Die Natur ist manchmal gnädig.
Das Ausmaß des Ganzen lässt sich wohl nur auf Luftaufnahmen erkennen. Im Hintergrund noch ein nicht renovierter Teil mit dem wunderbar grauen Betonputz